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Jetzt Energie sparen, Folge 12: Durch kommunale Suffizienzpolitik Energie sparen

Lächelnde Menschen im Büro

(Foto: KEA-BW/AMX-Studio)

Tipps der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW)

In Folge 12 beschäftigen wir uns mit kommunaler Suffizienzpolitik: In einer konsum- und wachstumsorientierten Gesellschaft steht Suffizienz für ein grundlegendes Umdenken im Umgang mit Ressourcen und Besitz. Verschreibt sich eine Kommune dem Ziel “Genug für alle”, wird sie nachhaltiger, resilienter und spart zugleich Energie.

Was bedeutet Suffizienz? Unter Suffizienz (lat: sufficere - ausreichen) versteht man „das richtige Maß“, auf französich „ça suffit“, es ist genug. Es geht darum, den Verbrauch von Ressourcen nachhaltig zu reduzieren und einen Lebensstil zu entwickeln und zu bewerben, der einen Gegenentwurf zur Wegwerf-Gesellschaft bietet. Hohe Lebensqualität empfinden Menschen dabei nicht durch andauernden Konsum, sondern durch Entschleunigung und Konzentration auf das Wesentliche. Suffizienz ist, neben Effizienz und Konsistenz, eine der zentralen Säulen im Rahmen einer Nachhaltigkeitsstrategie.

Suffizienz kann auf zwei Arten gedacht und umgesetzt werden: Einerseits durch suffizientes Verhalten selbst: Bürgerinnen und Bürger können ihr Verhalten ändern, beispielsweise indem sie regional und saisonal einkaufen, Konsumgüter möglichst lange und insgesamt weniger Dinge nutzen. Andererseits müssen jedoch auch die Strukturen für suffizientes Verhalten geschaffen werden – hier sind Kommunen, Länder und der Bund in der Pflicht, für eine mittel- und langfristige Transformation zu sorgen. Die öffentliche Hand ist in der Verantwortung dafür, suffizientes Verhalten zu bewerben und zu erleichtern.

In diesem Beitrag liegt der Fokus auf das Thema „Energiesuffizienz“.

Während Energieeffizienz das Maß für den Energieaufwand angibt, zielt Energiesuffizienz auf die Reduktion des absoluten Energieverbrauchs ab.

Energiesuffizienz kann dabei auf verschiedenen Wegen erreicht werden:

  1. Reduktion: Durch verändertes Nutzungsverhalten (weniger Auto fahren) und Konsumverhalten (Bildschirm mit kleinerer Fläche kaufen, Mobiltelefon reparieren, anstatt ein neues zu kaufen) kann der absolute Energieverbrauch schnell reduziert werden.
     
  2. Substitution: Der Wechsel vom Auto zum Fahrrad, vom Trockner zur Wäscheleine, aber auch ein veganer Lebensstil: All diese Handlungen stellen eine qualitative Veränderung im Handeln dar.
     
  3. Anpassung: Wenn Menschen ihren tatsächlich benötigten Bedarf hinterfragen, erkennen sie, welche Dinge sie kaum nutzen. Sie können dann die Nutzung künftig reduzieren beziehungsweise ganz beenden. Dieses Umdenken kann beispielsweise dazu führen, die Heizungsumwälzpumpe auf Sommerbetrieb umzustellen oder die Nutzung wenig verwendeter, aber ständig aktiver Geräte zu überprüfen.

Diese Beispiele scheinen auf den ersten Blick vor allem an das individuelle Nutzungsverhalten zu appellieren. Doch Kommunen können den Wandel durch eine suffizienzorientierte Politik unterstützen - in allen Bereichen des kommunalen Handelns. Hier eine kleine Auswahl:

  • Kurze Wege zu Einkaufsmöglichkeiten, ein gut ausgebautes Radwege- und Nahverkehrsnetz und weniger Stellplätze – mit infrastrukturellen Veränderungen können Bürger und Bürgerinnen Stück für Stück zur nachhaltigen Mobilität angeregt werden. Ein von der Stadt gefördertes Carsharing-Angebot kann dabei auch die Abkehr vom Besitz eines eigenen (Zweit-)Autos befördern.
     
  • Ambitionierte Vorgaben im Bereich der Energieeffizienz im Gebäudesektor, aber auch eine Begrenzung der Flächenversiegelung durch Neubau erzielen hohe Energieeinsparungen im Bereich Wohnen.
     
  • Schließlich kann auch die kommunale Verwaltung selbst suffizient handeln - beispielsweise indem sie auf ökologische Vorgaben bei der Vergabe achtet.

Ein Vorurteil ist noch aus dem Weg zu räumen: Der Wechsel zu einer suffizienzorientierten Politik impliziert nicht den Wechsel zu einem asketischen Leben in der Stadt oder Gemeinde. Im Gegenteil, Suffizienz ist eine Befreiung von alten Handlungsmustern und Ballast und ein Startpunkt für eine nachhaltigere Lebensweise. Die Entscheidung für diese Politik sollte daher nicht als Einschränkung verstanden werden, sondern als eine zukunftsorientierte Entscheidung, von der auf lange Sicht alle profitieren.

Inspiration und Motivation:

Unser Erklärvideo „Weniger (Konsum) ist mehr“ zeigt, wie Sie Ihr Konsumverhalten Schritt für Schritt suffizienter gestalten können. Es erklärt die sogenannte Nutzungspyramide als Kompass für einen möglichst nachhaltigen Lebensstil.

Die Publikation„Wie wird weniger genug? Suffizienz als Strategie für eine nachhaltige Stadtentwicklung" zeigt entlang zahlreicher Beispiele aus der Praxis, wie suffizienzorientierte Stadtentwicklung gelingen kann.

Interview mit dem ehemaligen KEA-BW-Kollegen Markus Szaguhn: "Ein nachhaltiges Leben stärkt und macht glücklich"

Mehr Informationen zu Suffizienz erhalten Sie außerdem in unserem Wissensportal.

Tags: Jetzt Energie sparen