30 Jahre aktiv für den Klimaschutz in Baden-Württemberg:
Die Landesenergieagentur KEA-BW feiert Jubiläum
Mehr als 1.200 Projekte in drei Jahrzehnten haben zur Vorreiterrolle im Land beigetragen – es gibt aber noch viel zu tun
- Die Energieagentur des Landes wurde am 29. März 1994 gegründet
- Unabhängige Dienstleisterin für die Generationenaufgabe Klimaschutz
- Zentrale Anlaufstelle für die Kommunen zu allen Klimaschutzfragen
- Neutrale Expertinnen und Experten beraten zur Energiewende
- Zwei neue Fachbereiche und 35 neue Mitarbeitende in drei Jahren
Baden-Württemberg will bis 2040 klimaneutral sein – fünf Jahre früher als der Bund und zehn Jahre eher als die EU. Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) unterstützt die Kommunen im Land als zentrale Ansprechpartnerin auf dem Weg dahin. Nun ist die Landesenergieagentur 30 Jahren alt geworden. 1994 gegründet, hat sie sich zu einer unabhängigen Dienstleisterin und Vordenkerin für Energieeinsparung, Energieeffizienz und die Nutzung erneuerbarer Energien im Südwesten entwickelt. Gestartet mit fünf Mitarbeitenden, kümmern sich inzwischen rund 80 Fachleute um die CO2-Reduktion in den Städten, Gemeinden und Landkreisen. Rund 35 davon sind erst in den letzten drei Jahren dazu gekommen. Mehr als 1.200 Projekte haben die Expertinnen und Experten bereits betreut und dazu beigetragen, dass Baden-Württemberg bundesweit eine Vorreiterrolle im Klimaschutz einnimmt. Mit zwei neuen Bereichen soll das künftig auch bei der Windenergie und Solarparks sowie der Mobilität der Fall sein – die Aufgaben der KEA-BW haben sich in den vergangenen Jahren vervielfacht.
Am 29. März 1994 gründete die Landesregierung Baden-Württemberg gemeinsam mit Verbänden, Energieversorgern, der Landesbank und dem Landesnaturschutzverband die Agentur – damals mit fünf Mitarbeitenden. Schon früh mit an Bord war Claus Greiser, der seine Arbeit dort 1999 aufnahm. Heute leitet er den Bereich Energiemanagement. Der Verfahrenstechniker erinnert sich noch gut an seine Anfänge vor 25 Jahren: „Damals ging es in der Hauptsache um kommunales Energiemanagement. Das bedeutete, man fuhr in die jeweilige Kommune und traf dort den Hausmeister des Rathauses, schaute gemeinsam im Heizungskeller auf Heizkessel und Regelung und beriet ihn, wie er die Anlage optimal einstellen kann.“
Durch die Arbeit vor Ort erreichten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KEA-BW Akzeptanz in den Kommunen und der Bevölkerung. „Wir sprachen mit der Kitaleiterin und dem Schulrektor und machten ganz konkrete Vorschläge, immer mit dem Credo: „Kontrolliere deine Verbräuche“, so Greiser. Es war Arbeit an der Basis, und es ging darum, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den Verwaltungen zu sensibilisieren. „Heute besuche ich nicht mehr jeden einzelnen Heizungskeller in Wolfach oder Ettlingen, sondern erreiche mit einem Online-Seminar zu kommunalem Energiemanagement gleich 150 Kommunen auf einen Schlag“, so der Verfahrenstechniker. Denn es gibt noch viel zu tun.
Unabhängige Beratung zeigt den Kommunen den Nutzen des Klimaschutzes
Mit den aktuellen weltweiten Entwicklungen hat sich die Bedeutung des Klimaschutzes gewandelt. Heute geht es beim Ausbau der Erneuerbaren nicht nur um die Vermeidung von CO2-Emissionen, sondern auch um Versorgungssicherheit und eine bezahlbare Energieversorgung. Die wirtschaftlichen Chancen für die Kommunen, die im Ausbau von erneuerbaren Energien liegen, sind ein weiterer wichtiger Faktor. Das Stichwort lautet „kommunale Wertschöpfung“.
Auch die KEA-BW selbst hat sich im Laufe der Zeit stetig weiterentwickelt. Anfang 2006 übernahm der heutige Geschäftsführer Dr. Volker Kienzlen die Leitung der Landesenergieagentur. „Da waren wir elf Mitarbeitende“, sagt der promovierte Maschinenbauer. „Damals war einer unserer Schwerpunkte die Erstellung von kommunalen Klimaschutzkonzepten. Doch es gab auch etliche Energieeinspar-Projekte in Unternehmen.“
Ein fundamentaler struktureller Wandel erfolgte 2015: Das Land übernahm Geschäftsanteile der KEA-BW. „Seit 2016 arbeitet die KEA-BW nur noch zu kleinen Teilen marktgetrieben. Sie wird vor allem vom Umweltministerium dafür finanziert, in den Kommunen den Klimaschutz voranzutreiben“, so Kienzlen. Und noch eine Veränderung gab es. „Seit 2018 arbeiten wir auch mit dem Verkehrsministerium zusammen und haben inzwischen den Bereich nachhaltige Mobilität aufgebaut. Das Team unterstützt Kommunen dabei, ihre Mobilitätskonzepte zukunftsfähig im Sinne des Klimaschutzes auszurichten“, sagt der Geschäftsführer. „Und vergangenes Jahr kam die Abteilung Erneuerbare BW hinzu.“ Mit ihnen ist eine Vervielfachung der Aufgaben verbunden. Die Landesenergieagentur deckt nun alle Sektoren ab, mit denen die Kommunen beim Klimaschutz zu tun haben – Strom, Wärme und Verkehr.
2023: Erneuerbare BW wird gegründet
Die bislang jüngste Abteilung ist der Bereich Erneuerbare BW unter der Leitung von Prof. Dr. Martina Hofmann. Sein Ziel ist es, im Zusammenspiel mit Kommunen, Projektierern sowie Bürgerinnen und Bürgern einen spürbaren Beitrag zur praxisnahen und zügigen Umsetzung von erneuerbaren Stromprojekten zu leisten. Als ‚One-Stop-Agency‘ soll der neue Fachbereich Erneuerbare BW den Ausbau der Wind- und Solarenergie in Baden-Württemberg deutlich steigern und beschleunigen. „Die Energiewende ist eine so umfassende Veränderung in unserem Energiesystem, dass sie sich mit den bisherigen Strukturen nur schlecht umsetzen lässt“, so die zweite Geschäftsführerin der KEA-BW. „Das liegt auch daran, dass sie eine ungeheure Komplexität mit sich bringt. Um sie voranzubringen, müssen alle Akteure über das Wissen, die Handlungskompetenz und die Ressourcen verfügen, die sie für eine erfolgreiche Umsetzung brauchen. Daran krankt es aus unserer Sicht noch.“
Das Team um Hofmann hat eine Reihe von Hemmnissen identifiziert, die einer schnellen Energiewende entgegenstehen. Als Antwort darauf entwickeln die KEA-BW-Fachleute unter anderem neue Geschäftsmodelle, befähigen die Kommunen bei der Umsetzung ihrer Erneuerbare-Energien-Projekte und erarbeiten Schulungsangebote. „Wir unterstützen die Akteurinnen und Akteure, damit sie die Transformation des Energiesystems eigenständig vorantreiben können“, betont die Elektrotechnikerin. „Dafür arbeiten wir eng mit den regionalen Energieagenturen, den Stadtwerken und Netzbetreibern, dem Städte- und Gemeindetag, den Regierungspräsidien und den Regionalverbänden zusammen“, erklärt sie.
Aufgaben der KEA-BW für die Zukunft
Den Klimaschutz in Baden-Württemberg voranzutreiben, bleibt oberstes Ziel der mittlerweile 80 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der KEA-BW. „Aktuell geht es einerseits darum, die Wärmeplanung der Kommunen in die Umsetzung zu bringen. Einige Kommunen sind ja schon sehr ambitioniert unterwegs – andere noch nicht. Vor großen Herausforderungen stehen wir auch beim Ausbau der Windenergie. Hier hinken wir trotz aller Bemühungen noch sehr hinterher. Auch die Erhöhung der Sanierungsquote, also mehr energetische Sanierungen im Gebäudestand, bleibt eine große Herausforderung“, sagt Kienzlen.
Laut Volker Kienzlen geht es für die Kommunen in Zukunft um nicht weniger als den vollständigen Ausstieg aus fossilen Energien. „Das ist eine Zeitenwende und zwingt, vom Ziel her zu denken. Wer jetzt Entscheidungen trifft, darf sich nicht daran orientieren, wie es früher war, sondern wie es in zehn, zwanzig Jahren Standard sein wird. Dann wird unsere Energieversorgung zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien basieren.“ Zweiflern macht er Mut: „Kommunaler Klimaschutz lohnt sich nicht nur für die Umwelt. Kommunen erhalten eine moderne, zukunftsfähige Energieinfrastruktur, sparen Energiekosten und sind künftig unabhängiger von Energieimporten. Zudem halten sie Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region.“
Weiterführende Links:
www.kea-bw.de/stellenausschreibungen
Über die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW)
Die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg GmbH ist die Energieagentur des Landes. Aufgabe der KEA-BW ist die aktive Mitwirkung an der Klimaschutzpolitik in Baden-Württemberg: Sie berät Ministerien, Kommunen, kleine und mittelständische Unternehmen sowie kirchliche Einrichtungen bei der Energieeinsparung, der rationellen Energieverwendung sowie der Nutzung erneuerbarer Energien. Auch die nachhaltige Mobilität sowie der Bereich der Klimaanpassung sind Schwerpunkte der KEA-BW. Zudem ist sie die zentrale Anlaufstelle für alle Beteiligten beim Ausbau der erneuerbaren Energien in Baden-Württemberg. Der Sitz der KEA-BW ist in Karlsruhe, eine Außenstelle befindet sich in Stuttgart.
Über die Themenfelder der KEA-BW
Die fünf Kompetenzzentren „Kommunaler Klimaschutz“, „Energiemanagement“, „Contracting“, „Wärmewende“ und „Zukunft Altbau“ der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) erstellen Informationsmaterialien, verbreiten sie, bieten kostenfreie Impulsberatungen an, organisieren Veranstaltungen, entwickeln und pflegen einschlägige Netzwerke und beobachten den Markt. Zusammen mit dem Bereich „Nachhaltige Mobilität“ sollen sie den Klimaschutz in Kommunen, bei Unternehmen, sonstigen Einrichtungen und Privatleuten in Baden-Württemberg weiter voranbringen. Ergänzt werden die Aktivitäten der KEA-BW durch den Bereich „Erneuerbare BW“. Er ist Ansprechpartner für Kommunen und Projektierer mit dem Ziel, die erneuerbaren Energien im Land schneller auszubauen. Angesiedelt bei „Erneuerbare BW“ ist auch das im Verbund mit regionalen Einrichtungen wirkende „Photovoltaik-Netzwerk Baden-Württemberg“. Die Kompetenzzentren und der Bereich Erneuerbare BW werden vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft des Landes finanziert, der Bereich Nachhaltige Mobilität vom Ministerium für Verkehr BW.
www.kea-bw.de
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