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KWK-Tagung 2025: Zukunftsfähige Wärmeversorgung zwischen Technik, Gesetzgebung und Praxis

 

„Die KWK bewegt sich hin zu einer flexiblen Stromerzeugung. Das Zusammenspiel mit erneuerbaren Energien wird interessant und stellt uns vor einen Paradigmenwechsel.“ Mit dieser Analyse begrüßte Prof. Bernd Thomas von die etwa 100 Teilnehmenden an der KWK-Tagung. Der Referent forscht und unterrichtet an der Hochschule Reutlingen unter anderem zu Blockheizkraftwerken und der Kraft-Wärme-Kopplung (KWK). In seinem Grußwort kündigte er auch die Gründung eines neuen Arbeitskreises an, der sich offen und praxisorientiert mit Zukunftsfragen der KWK auseinandersetzen soll.  
 
Auch aus Sicht der Landespolitik ist KWK mehr als nur eine Übergangstechnologie. Ministerialdirigent Dominik Bernauer vom Umweltministerium Baden-Württemberg unterstrich in seinem Grußwort: „Wenn wir über die Wärmewende sprechen, dann sprechen wir über mehr als nur Technik – wir sprechen über Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klimaschutz. Und genau an diesem Schnittpunkt kommt die KWK ins Spiel: als flexible Brückentechnologie, als effizienter Systembaustein und als Bindeglied zwischen Gebäuden, Quartieren und Netzen.“ Hinsichtlich aktueller Debatten unterstrich er zudem die Bedeutung der KWK: „KWK ist relevant für die Transformation in der Energiebranche. Sie leistet einen großen Beitrag zur Bewältigung der Klimakrise – auch wenn andere Krisen in den Fokus rücken.“ 

 

Berlin blickt auf die KWK – Gesetzgebung im Wandel 

In seiner eindrücklichen Keynote beleuchtete Heinz-Ullrich Brosziewski vom Bundesverband Kraft-Wärme-Kopplung aktuelle Entwicklungen in Berlin. Die überarbeitete Gesetzeslage, insbesondere im Kontext des novellierten Gebäudeenergiegesetzes (GEG), zeige: Die KWK muss sich neu positionieren – und wird dabei in vielen Bereichen gestärkt, wenn sie intelligent mit anderen Technologien kombiniert wird. 

 

KWK in der Praxis: Von Mieterstrom bis kommunale Wärmenetze 

Im Laufe des Vormittags gaben zahlreiche Best Practices aus Baden-Württemberg praxisnahe Einblicke in die Anwendungsmöglichkeiten der KWK: Patrick Geiger von den Stadtwerken Weinstadt zeigte, wie KWK zur Versorgungssicherheit in wachsenden Wärmenetzen beiträgt. Michael Huber (energiekonzept ortenau) präsentierte neue Konzepte im Mieterstrom – ein wichtiger Hebel für bezahlbare, dezentrale Versorgung. Dr. Jörg Lange (Klimaschutz im Bundestag e.V.) und Jan Christophers (CHRISTOPHERS Projektentwicklung) betonten die Rolle der KWK in der Planung neuer Quartiere und bei der Sanierung bestehender Wohngebäude. Abschließend zeigten Verena Schmiederer (BES GmbH) und Petra Hübner (Social Immo Consulting), wie durch Kombination von KWK mit Wärmepumpe, Speicher und dynamischen Strompreisen Versorgungssicherheit gewährleistet werden kann – selbst unter den Realbedingungen der Wohnungswirtschaft. 

 

Weiterbetrieb, Wasserstoff und Gesetzeslage 

Im zweiten Teil der Tagung standen Fragen rund um den Weiterbetrieb bestehender KWK-Anlagen sowie technologische und rechtliche Entwicklungen im Vordergrund: Albert Zaiß (Senertec), Nico Albrecht (MAMotec) und Holger Vogelsang (Südwestdeutsche Stromhandels GmbH) diskutierten neue Geschäftsmodelle und Betriebsperspektiven für bestehende Anlagen. Eric Welsch (2G) zeigte das Potenzial flexibler Biogas-KWK-Anlagen auf und Nina Wipfler (BBH) erklärte die aktuelle Rolle der KWK im GEG und worauf Planende achten müssen. 

Ein weiterer Themenblock widmete sich der Frage, wie KWK in die kommunal geprägte Wärmeplanung eingebunden werden kann. Die Beiträge von Andreas Servatius (PRIMAGAS), Christoph Luschnat (terranets bw), Matthias Dreja und Andrea Tholema (Stadtwerke Leinfelden-Echterdingen) sowie Marvin Lichtner (Erdgas Südwest) machten deutlich: Ohne KWK sind resiliente, netzstabilisierende und wirtschaftlich tragfähige Lösungen für die kommunale Wärmeversorgung kaum vorstellbar. 

 

Fazit: KWK bleibt zentral – wenn sie klug vernetzt wird 

Zum Abschluss der zahlreichen Impulse wurde deutlich: Die KWK ist kein Auslaufmodell, sondern ein Systembaustein mit Zukunft. In der Kombination mit Erneuerbaren, Speichertechnologien und intelligenter Netzsteuerung kann sie ihre Stärken ausspielen – in Gebäuden, Quartieren und auf kommunaler Ebene. 

Matthias Neumeier (Leiter des Kompetenzzentrums Wärmewende bei der KEA-BW) verabschiedeten die Teilnehmenden mit einem optimistischen Ausblick: „Wir haben heute gesehen: Die Kraft-Wärme-Kopplung ist ein flexibler, intelligenter Baustein der Wärmewende – wenn wir sie gut integrieren, weiterentwickeln und im Systemkontext denken.“ 

Die Präsentationen der Tagung sowie weitere Informationen zur KWK in Baden-Württemberg finden Sie unter www.kea-bw.de