- Wärmewende
Nachhaltige Wärmeversorgung mit Abwasser als Hauptwärmequelle
Stuttgart baut energieeffizientes Wohn- und Gewerbegebiet

Für das neue Stadtquartier NeckarPark setzt die Landeshauptstadt Stuttgart ein zukunftsorientiertes Energiekonzept um.
Die Nutzung der Wärme eines nahegelegenen Abwasserkanals ist ein zentraler Bestandteil des Energiekonzepts.
Zwei Blockheizkraftwerke und zwei Gaskessel ergänzen die Wärmeversorgung.
Auf einem ehemaligen Güterbahnhofgelände entsteht in Stuttgart mit dem NeckarPark ein klimafreundliches Stadtviertel. Das Besondere daran: Alle neu entstehenden Gebäude verbrauchen durch erhöhten baulichen Wärmeschutz weniger Wärme als Neubauten, die nach aktuellen Standards errichtet werden. Regenerative Energiequellen decken zudem einen hohen Anteil des Strom- und Wärmebedarfs des Gebiets: Es werden lokal verfügbare Solarenergie und Abwasserwärme genutzt.
Das etwa 22 Hektar umfassende Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs in Bad Cannstatt erwarb die Stadt Stuttgart im Jahr 2000 ursprünglich aufgrund der Bewerbung für die Olympischen Spiele 2012. Hier sollte das olympische Dorf errichtet werden. Nachdem die Bewerbung erfolglos verlief, kam die Idee auf, das Areal zum Bau eines neuen Wohn- und Gewerbegebiets zu nutzen. Dabei wurde von Beginn an auf eine nachhaltige Energieversorgung und einen geringen Energiebedarf der Gebäude gesetzt. Neben der Stromerzeugung durch Photovoltaik war eine nachhaltige Wärmegewinnung ein weiteres bedeutendes Element des Energiekonzepts.
Ein Abwasserkanal sorgt für Wärme
Das Amt für Umweltschutz entwickelte federführend eine nahezu klimaneutrale Heizenergieversorgung für den neuen Stadtteil: Die Abwärme eines Abwasserkanals, der durch Gebiet verläuft, wird jetzt als lokale Energiequelle genutzt. Im Kanal verlegte Wärmetauscher entziehen dem Abwasser Wärme. Wärmepumpen speisen sie in ein Nahwärmenetz ein, das die Wärme an die Gebäude verteilt.
Zwei Pufferspeicher sichern die Wärmeversorgung. Sie fassen insgesamt 115.000 Liter Warmwasser – das entspricht der Füllmenge von etwa 1.000 Badewannen – und ermöglichen Flexibilität: Aktuell nicht benötigte Wärme wird darin zwischengespeichert. Die Wärme aus den Pufferspeichern wird außerdem dazu eingesetzt, die Zuschaltung zusätzlicher Wärmeerzeuger des Quartiers – zwei Blockheizkraftwerke und zwei Gaskessel – hinauszuzögern. Die Energiezentrale und die Pufferspeicher sind im Parkhaus des Quartiers untergebracht.
Ein Vorzeigeprojekt zur Umsetzung der Energiewende
Zukünftig sollen im NeckarPark mehr als 2.000 Menschen leben: Neben 850 Wohnungen entstehen Gewerbeflächen, Parks, Plätze, Straßen, Spielflächen, ein Sportbad und Habitate für geschützte Tier- und Pflanzenarten.
Erste Gebäude stehen bereits. In den nächsten Jahren wird hier ein energieeffizientes Stadtquartier mit hoher Lebensqualität entstehen. Es gilt als Vorlage für die Entwicklung weiterer neuer Stadtviertel. Die Landeshauptstadt Stuttgart leistet damit einen wirkungsvollen Beitrag zum Klimaschutz und der Schonung natürlicher Ressourcen – ganz im Sinne ihres Energiekonzepts für die urbane Energiewende.
Für das Vorhaben hat das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) 3,8 Millionen Euro an Fördermitteln bereitgestellt. Zusätzlich begleitet das Fraunhofer-Institut für Bauphysik Stuttgart (IBP) das Projekt wissenschaftlich. Ziel ist es, zu zeigen, dass die Wärmeversorgung eines Stadtviertels wie des NeckarParks zum Großteil über Abwasserwärme erfolgen kann.
Technische Daten
Technologie | Abwasserwärmetauscher / Wärmepumpen / Blockheizkraftwerke / Reserve- und Spitzenlastkessel / Hoch- und Niedertemperaturwärmespeicher |
Erzeugte Wärmemenge | 14 GWh/a; davon bis zu 73 % aus Wärmepumpe mit Wärmequelle Abwasser |
CO2-Minderung |
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Förderung | Forschungsinitiative „EnEff:Wärme“ des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi):
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Konzeption |
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Betrieb | Energiedienste der Landeshauptstadt Stuttgart GmbH (EDS) |
Für mehr Informationen:
Anders Berg
Bereich Wärmewende
Mobil: 0172 2996615
anders.berg@ kea-bw.de
