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Eindrucksvolle Daten und Fakten, die informieren und motivieren: Beispiele aus dem Statusbericht kommunaler Klimaschutz

Etwa zehn Prozent aller Wege werden mit dem Fahrrad zurückgelegt: Klimafreundliche Mobilität ist in Baden-Württemberg auf gutem Weg, besagt der Statusbericht kommunaler Klimaschutz. Foto: Adobe Stock

 

Der Statusbericht Kommunaler Klimaschutz in Baden-Württemberg bildet das Wirken von Städten, Gemeinden und Landkreisen ab

Viele der 1.101 Städte und Gemeinden, 35 Landkreise und neun Stadtkreise in Baden-Württemberg engagieren sich für den Klimaschutz. Der Statusbericht Kommunaler Klimaschutz macht ihre vielfältigen Aktivitäten sichtbar und transparent. Erstellt hat ihn die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg im Auftrag des Umweltministeriums. Anhand von Zahlen und anschaulich dargestellter Fakten gibt der Bericht einen umfassenden Überblick über die Vielfalt der kommunalen Aktivitäten. Er zeigt aktuelle Entwicklungen und bisherige Erfolge auf, legt aber auch Defizite bei den Klimaschutzbemühungen der Kommunen im Land offen. Kommunen finden im Bericht eine fundierte Grundlage und zahlreiche Anregungen für zukünftige Aktivitäten auf ihrem Weg zur Klimaneutralität. Einige Ergebnisse sind in dieser Meldung beispielhaft zusammengefasst.

Gemeinsam engagieren: Klimaschutzpakt (Kapitel 3.1)

Die Landesregierung und die kommunalen Landesverbände haben Ende 2015 den „Klimaschutzpakt Baden-Württemberg“ geschlossen. Mit einer unterstützenden Erklärung machen 223 Städte und Gemeinden sowie 26 Landkreise deutlich, dass sie im Klimaschutz aktiv sind und ihr Engagement verstärken möchten. Kleine Kommunen beteiligen sich bisher zahlenmäßig weniger stark daran.

Starke Berater: Regionale Energieagenturen (Kapitel 3.3)

Das nahezu flächendeckende Netzwerk der 33 regionalen Energieagenturen ist einzigartig in Deutschland und ein Erfolgsfaktor im Land. 177 Städte und Gemeinden sowie 23 Landkreise unterstützen die regionalen Energieagenturen mit einem direkten Beitrag von mindestens zehn Cent pro Einwohner und Jahr. Sie haben in der Summe eine Personalkapazität von rund 144 Vollzeitstellen. Dazu kommen frei Mitarbeitende und Praktikumsstellen.

Landesförderung seit 2006: Klimaschutz-Plus (Kapitel 6.2)

Das Förderprogramm Klimaschutz-Plus hat sich seit 2006 zu einem effizienten Hebel für die Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen in Baden-Württemberg etabliert. Im investiven Teil, der auf die energetische Sanierung von Nichtwohngebäuden zielt, wurden in den 14 Förderjahren rund 2.200 Vorhaben mit etwa 79 Millionen Euro Förderung unterstützt. Im nicht-investiven Teil werden Schulprojekte, Schulungs- und Beratungsangebote sowie strukturelle Maßnahmen wie die Teilnahme am European Energy Award oder die Einführung eines kommunalen Energiemanagements gefördert. Eine Karte zeigt, in welchem Maße die Kommunen im Land dieses Angebot in Anspruch nehmen.

Fördergelder vom Bund: Kommunalrichtlinie (Kapitel 3.9 und 6.1)

Im Rahmen der sogenannten „Kommunalrichtlinie“ förderte das Bundesumweltministerium von 2008 bis 2018 in Baden-Württemberg rund 3.000 Maßnahmen mit etwa 57 Millionen Euro. Zehn Prozent davon waren strategische Vorhaben wie die Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes oder die Schaffung einer Stelle für das Klimaschutzmanagement. Bei den restlichen geförderten Vorhaben erhielten die Antragsteller eine finanzielle Unterstützung für klimafreundliche Investitionen, insbesondere im Bereich Beleuchtung. Auch hier zeigt eine Karte, wieviel Bundesmittel in die Landkreise fließen (Seite 86).

Vorhaben in ein Konzept einbetten: Klimaschutzstrategie (Kapitel 3.9.2)

Knapp 60 Prozent aller Menschen in Baden-Württemberg leben in einer Stadt oder Gemeinde, die den Klimaschutz strategisch angeht. Denn insgesamt 142 Städte, 217 Gemeinden sowie 27 Landkreise besitzen ein integriertes Klimaschutzkonzept. Das heißt aber auch, dass zwei Drittel der Kommunen noch keines haben, darunter ein Drittel der Städte mit 50.000 bis 100.000 Einwohnern. Für kleinere Kommunen empfiehlt sich für den Einstieg insbesondere die vom Bund geförderte Fokusberatung - die bisher jedoch nur 47 Kommunen im Land in Anspruch genommen haben. Sinnvoll ist auch die interkommunale Zusammenarbeit.

Unverzichtbares Personal: Klimaschutzmanagerinnen und -manager (Kapitel 3.9.2)

Ein Klimaschutzmanager setzt die kommunalen Klimaschutzstrategien um und ist damit eine zwingend notwendige Personalstelle. Aktuell verfügen 21 Landkreise sowie 144 Städte und Gemeinden im Land über eine solche Stelle. Jeder zweite Einwohner lebt demnach in einer Kommune ohne Klimaschutzmanagement, darunter zwei Drittel der Kommunen mit 20.000 bis 50.000 Einwohnern sowie die meisten Kommunen mit  weniger als 10.000 Einwohnern. Besonders für die kleinen Kommunen empfehlen sich erprobte Lösungen im Verbund.

Über Ländergrenzen hinweg bewährt: European Energy Award (Kapitel 3.10)

Der European Energy Award (eea) wurde 2006 in Baden-Württemberg eingeführt. 102 Städte und Gemeinden sowie 23 Landkreise nehmen daran teil und setzen damit ihre Aktionspläne zum Klimaschutz kontinuierlich um. Vor allem größere Kommunen ab 20.000 Einwohner beteiligen sich an diesem ambitionierten, international verankerten Qualitätsmanagement- und Zertifizierungsverfahren. Der eea hat sich auch für kleinere Städte und Gemeinden bewährt.

Einsparpotenziale erschließen: Kommunales Energiemanagement (Kapitel 3.8)

Ein kommunales Energiemanagement (KEM) erfasst die Energieverbrauchsdaten aller kommunalen Liegenschaften und erschließt damit Energieeinsparpotenziale. Rund ein Drittel der Städte und Gemeinden im Land bewirtschaften ihre Liegenschaften dadurch effizient, insbesondere mittelgroße bis große Kommunen und Landkreisverwaltungen. Umsetzungstiefe und Qualität unterscheiden sich jedoch stark. Empfehlenswert sind die Nutzung des kostenlosen Online-Werkzeugs Kom.EMS und für kleine Kommunen die Teilnahme an einem kommunalen Energieeffizienz-Netzwerk.

Beste Ausgangsbedingungen: Energieeffiziente Wohngebäude (Kapitel 3.5 und 6.8)

Die Rahmenbedingungen für eine qualifizierte Energieberatung sind im Land günstig. Die Grundlage dafür schaffen das Landesprogramm Zukunft Altbau und das Netzwerk der regionalen Energieagenturen. Sie kooperieren regional mit freien Energieberatern sowie der Verbraucherzentrale. Ihr gemeinsamer Verdienst: Knapp 20 Milliarden Euro Fördermittel flossen zwischen 2008 und 2018 aus den KfW-Programmen „Energieeffizient Bauen/Sanierenfür Wohngebäude“ nach Baden-Württemberg. Mit dem Geld konnten rund 22.000 Maßnahmen auf den Weg gebracht werden. Das entspricht pro Jahr rund 0,95 Prozent der Wohngebäude, die teils oder umfassend saniert worden sind. Allerdings: Um die Klimaschutzziele zu erreichen, müsste dieser Wert auf mindestens zwei Prozent pro Jahr steigen. Förderlich wären zudem möglichst anspruchsvolle Energiestandards bei Neubauten und Sanierungen. Der Mittelabfluss in die Landkreise ist sehr unterschiedlich.

Investieren lassen: Contracting (Kapitel 7.2)

Der Begriff Contracting bezeichnet ein Geschäftsmodell, in welchem ein Dienstleister für einen Kunden investiert und beide davon profitieren. Beim Energiespar-Contracting lassen sich die Investitionen aus den nachgewiesenen Einsparungen refinanzieren. Es ist ein attraktives Modell für Vorhaben, die die Energieeffizienz verbessern, und eine erprobte Alternative zur Umsetzung dieser Maßnahmen in Eigenregie. Mit Begleitung der KEA-BW konnten baden-württembergische Kommunen bereits annähernd 50 Einspar-Contracting-Projekte mit mehr als 100 Millionen Euro Investitionen realisieren. Das klingt vielversprechend. Angesichts des derzeitigen Investitionsstaus an öffentlichen Gebäuden, insbesondere an Schulen, ist hier jedoch noch viel Luft nach oben.

Viel freier Platz auf den Dächern: Solarstrom (Kapitel 2.2)

Die Photovoltaik hat in allen Landkreisen noch reichlich Wachstumspotenzial. Denn auf lediglich 15 Prozent der Dachflächen sind bislang Solarzellen installiert. Diese erzeugen im Schnitt rund 490 Kilowattstunden Sonnenstrom pro Einwohner. Damit hat die Sonnenenergie einen Beitrag von über neun Prozent an der Bruttostromerzeugung in Baden-Württemberg. Im Rahmen der Solaroffensive des Landes fördert das Umweltministerium seit 2018 regionale Photovoltaik-Netzwerke und deren landesweite Koordination. Die Nutzung von Photovoltaik ist regional sehr ungleichmäßig.

Wärmeversorgung ohne fossile Energien: Wärmeplanung und Wärmenetze (Kapitel 7)

Wärmenetze sind ein wichtiger Baustein der Wärmewende. Sie ermöglichen eine effiziente und kostengünstige Versorgung von Gebäuden mit einem hohen Anteil von Wärme aus Erneuerbaren Energien, Kraft-Wärme-Kopplung, industrieller Abwärme oder Abwasserwärme. In jeder zweiten baden-württembergischen Kommune ist bereits mindestens ein Wärmenetz vorhanden. Eine tragende Rolle bei der Transformation des Energiesystems spielen auf kommunaler Ebene die 150 Stadtwerke und 146 Bürgerenergiegenossenschaften. Mit der Novelle des Klimaschutzgesetzes hat die Landesregierung 2020 die Pflicht zur Wärmeplanung für die 103 großen Kreisstädte eingeführt.

Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder elektrisch: klimafreundliche Mobilität (Kapitel 8)

Der Weg zu einer klimafreundlichen Zukunft ist zwar noch lang, viele baden-württembergische Kommune haben aber im Bereich Mobilität bereits ein gutes Stück Strecke dorthin zurückgelegt: 50 von ihnen führten einen Fußverkehrscheck durch. Etwa zehn Prozent der Wege werden im Durchschnitt mit dem Fahrrad zurückgelegt – in manchen Städten auch deutlich mehr. 252 Kommunen verfügen über ein Carsharing-Angebot. Der Bestand an Elektroautos ist noch sehr klein (nur 0,24 Prozent von 8,11 Millionen Fahrzeugen sind reine Elektroautos), die Ladeinfrastruktur ist jedoch mit 3.404 Ladepunkten schon gut ausgebaut. Im Rahmen des vom Bund geförderten Projekts „Kompetenznetz Klima Mobil“ erproben aktuell 15 Modellkommunen hochwirksame Maßnahmen, um den motorisierten Individualverkehr einzuschränken, beispielsweise durch Parkraummanagement oder Verkehrsberuhigung.

Gleichgesinnte finden: Mitgliedschaften (Kapitel 4)

Um ihre Klimaschutzziele erreichen zu können, brauchen Kommunen gute Rahmenbedingungen. Durch die Mitgliedschaft in Netzwerken wie dem Klima-Bündnis, Energy Cities, dem Covenant of Mayors, oder ICLEI leisten sie einerseits Lobbyarbeit für den Klimaschutz, andererseits vernetzen sie sich mit Gleichgesinnten auf nationaler und europäischer Ebene.

Teilnehmen und mehrfach profitieren: Wettbewerbe (Kapitel 5)

Tue Gutes und rede darüber! Baden-württembergische Kommunen gehören oft zu den Preisträgern in Wettbewerben wie Klimaaktive Kommune des Bundesumweltministeriums, Climate Star vom Klima-Bündnis oder Energie-Kommune der Agentur für Erneuerbare Energien. Sie machen damit ihr Engagement sichtbar und profitieren in manchen Fällen von attraktiven Preisgeldern.

Hintergrund

Kommunen spielen bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen eine entscheidende Rolle. Regionale Bedingungen sowie Konzepte und Schwerpunkte unterscheiden sich jedoch in den einzelnen Städten und Gemeinden stark. Eine Bestandsaufnahme der vielfältigen Klimaschutzaktivitäten in baden-württembergischen Kommunen schafft der Statusbericht Kommunaler Klimaschutz, der erstmalig im August 2018 erschienen ist.Nun wurde im Oktober 2020 die erste Fortschreibung des Berichts vorgelegt.Das Werk beleuchtet auf rund 240 Seiten sowohl den Ausstoß von Treibhausgasen und den Ausbau Erneuerbarer Energien als auch die vielfältigen Aktivitäten und Konzepte zur Stärkung des Klimaschutzes vor Ort. Der Bericht wurde von der KEA-BW im Auftrag des Umweltministeriums erstellt. Er kann unter www.status-kommunaler-klimaschutz-bw.de kostenfrei heruntergeladen werden. Über den Bericht hinaus stellt die KEA-BW auf Anfrage auch weitere Daten zur Verfügung.