Klimaschutz auf kommunaler Ebene – darum drehte sich alles beim kommunalen Klimaschutzkongress 2025 des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg am 5. Juni im Bürgerzentrum Waiblingen.
Weltweite Turbulenzen diverser Art, eine neue Bundesregierung, knappe Kassen bei den Kommunen, Unmut in der Bürgerschaft und eine abnehmende Sichtbarkeit des Themas: Die Herausforderungen für notwendige Klimaschutzaktivitäten sind groß. Wie Kommunen dieser Lage begegnen können und welche Unterstützungsangebote es für sie gibt, war Thema des Kommunalen Klimaschutzkongresses 2025, der das Interesse von über 300 Akteurinnen und Akteure aus Kommunen, Verbänden, Energieagenturen und der Kommunalpolitik sowie weiteren Multiplikatorinnen und Multiplikatoren fand. Durch den regen Austausch und zahlreiche Vernetzungsmöglichkeiten wurde der Kongress zu einer lebendigen Plattform, auf der innovative Ideen, bewährte Praxisbeispiele und der unermüdliche Einsatz auf kommunaler Ebene im Mittelpunkt standen.
Kommunaler Klimaschutz im Fokus
Was macht den kommunalen Klimaschutz so entscheidend? Sie sind die ersten, die die Auswirkungen des Klimawandels spüren, und gleichzeitig die, die mit ihren Maßnahmen den Unterschied machen können. Der Hochwasser im Rems-Murr-Kreis 2024 hat die Dringlichkeit deutlich gemacht: Der Klimawandel ist greifbare Realität. Kommunen sind somit die wichtigsten Multiplikatoren im Klimaschutz, wie auch der Waiblinger Oberbürgermeister Sebastian Wolf in seiner Begrüßung betonte: „Veränderungen gehen von der lokalen Ebene aus.“ Dies könne nur Hand in Hand mit Unternehmen und Bürgerschaft funktionieren.
Ministerin Thekla Walker unterstrich zum Auftakt: „Klimaschutz ist alternativlos, wir müssen alle an einem Strang ziehen.“ Sie betonte, dass die Kommunen eine zentrale Rolle spielen, sei es bei der Wärmeplanung, der Umstellung auf klimaneutrale Liegenschaften oder bei nachhaltiger Mobilität. Diese Projekte dienen nicht nur dem Klimaschutz, sondern setzen auch Vorbildwirkungen für die Bürgerschaft. Sie wies auf den erneuerten Klimaschutzpakt mit inzwischen bereits 580 Kommunen hin, für die in diesem Rahmen weiter erhöhte Fördermittel bereitgestellt würden. Zudem sprach sie Dr. Kienzlen, der zum Jahresende in den Ruhestand gehen wird, ihren großen Dank für seine langjährige engagierte Leitung der KEA-BW und Entwicklung des Themas im Ländle aus.
In seiner Keynote sprach Professor Uwe Schneidewind, Oberbürgermeister der Stadt Wuppertal, zudem darüber wie erneuerbare Energien als Versicherung für stabile Energiepreise dienen, Ressourcen in der Kreislaufwirtschaft geschlossen werden können und die Energiewende Kommunen widerstandsfähiger gegen Katastrophen wird. Entscheidende Eckpfeiler hierfür seien die wirtschaftlichen Vorteile, die sich aus der Nutzung erneuerbarer Energien ergeben, die sich aus dezentralen Energieerzeugungsanlagen im urbanen Raum ergebende Resilienz und Unabhängigkeit, die soziale Komponente eines effizienten ÖPNV oder von gut gedämmten Wohngebäuden sowie, dass gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeitete Lösungen zur Nahwärmeversorgung oder zum Abbau von Pkw-Parkplätzen schließlich auch die gelebte Demokratie sichern.
Bei der anschließenden Podiumsdiskussion sahen die Teilnehmenden das Land bei der Vereinfachung der Inanspruchnahme von Förderprogrammen oder beim Wärmenetzausbau auf einem guten Weg. Gelobt wurde auch die Arbeit der regionalen Energieagenturen, die laut Umweltministerin Walker seit kurzem eine deutlich erhöhte Grundförderung erhalten. Sie betonte, dass das Land Baden-Württemberg zusätzliche Mittel für den kommunalen Klimaschutz bereitstelle: 36 Millionen Euro im Jahr 2025 und 46 Millionen Euro im Jahr 2026. Damit soll die Umsetzung von Klimaschutzprojekten weiter beschleunigt werden.
Während des Nachmittags wurden zahlreiche Workshops, Fachvorträge und Diskussionsrunden angeboten. Simon Kistner vom Landratsamt des Rems-Murr-Kreises stellte die Gesamtimmobilienstrategie des Kreises vor. Als effizienteste Maßnahme führte er dabei die Konzentration von bisher zehn auf nur noch zwei Standorte an mit entsprechenden Neubauten im DGNB-Gold-Standard. Mona Marie Helppi von den Stadtwerken Waiblingen berichtete über den Stand der Transformation der bestehenden, zu 94 % noch fossil befeuerten Wärmenetze auf erneuerbare Energiequellen. Sie empfahl die Inanspruchnahme der entsprechenden BEW-Förderung, wies aber auch auf die zeitliche Trägheit und weitere Herausforderungen der komplexen Prozesse hin. Diana Gallego Carrera von der Stadt Schorndorf legte dar, wie die Bürgerschaft angesprochen und aktiviert werden kann. Ihre besondere Empfehlung lautete, Klimaschutz im direkten Gespräch sinnlich wahrnehmbar, erlebbar und konkret zu machen und als aktuelle Aufgabe des Menschenschutzes darzustellen.
Vier Foren bieten vertiefte Einblicke in aktuelle Handlungsfelder
Im Forum 1 mit dem Titel „Energie- und Wärmewende gemeinsam umsetzen“ berichtete Sophie Giebler, Klimaschutzmanagerin der Stadt Öhringen. Matthias Neumeier, der Leiter des Bereichs Wärmewende bei der KEA-BW, legte seine Wahrnehmung des Themenfeldes sowie die Angebote der KEA-BW dar. An fünf Thementischen konnten die Teilnehmenden nachfolgend vertiefend ihre Erfahrungen zu verschiedenen Fragestellungen austauschen. Als konkretes Positivbeispiel wurde die in Öhringen erarbeitete Mustersatzung für Denkmalschutz angeführt. Allgemein sei eine frühzeitige Information der Bürgerschaft ein Erfolgskriterium.
Forum 2 widmete sich dem Teilziel der klimaneutralen Kommunalverwaltung. Zwei Impulsvorträge von Miriam Dingeldey vom ifeu und Tina Götsch vom Verband der regionalen Energie- und Klimaschutzagenturen Baden-Württemberg (rEA-BW) legten die Bedeutung eines Einbezugs der Kommunalverwaltung dar. Nadine Hügler und Saskia Faust sowie Jeffrey Brencher stellten gute Praxisbeispiele aus dem Rems-Murr-Kreis bzw. der Stadt Waiblingen vor. Die wichtigste Empfehlung lautete dabei, das von der KEA-BW kostenfreie bereitgestellte Werkzeug KomEMS zero einzusetzen.
Im Forum 3 wurden nach Impulsen von Prof. Dr. Sabine Löbbe von der Hochschule Reutlingen, Simon Mauterer von der Stadt Kuppenheim und Gudrun Heute-Bluhm, der ehemaligen Oberbürgermeisterin der Stadt Lörrach und Mitglied des Kreistags, Ansätze zur Finanzierung der Energiewende zusammengetragen und weitergesponnen. Für kleinere Kommunen lautet der Ratschlag, miteinander zu kooperieren. Im Allgemeinen sei es hilfreich, eher in der Einheit Euro statt Tonnen CO2 zu denken und zu argumentieren.
Wie die Bürgerinnen und Bürger beim Klimaschutz mitgenommen werden können, war Ausgangsfrage des Forums 4, das mit einem kurzen Input von Anni Schlumberger von der Allianz für Beteiligung startete. An zahlreichen weiteren Stationen wurden gute Beispiele für Bürgerbeteiligung vorgestellt und diskutiert. Ein konkreter Rat lautete, die Bürgerschaft nicht nur bei der Konzeption und Planung, sondern auch oder gerade bei der Umsetzung von Maßnahmen zu beteiligen wie es bspw. der Bürger:innenrat Plus in Freiburg vormache. Die Installation eines Klimaschutzbeirats wurde als allgemein hilfreich beurteilt, da dieser unter anderem auch Konflikte abfedern könne.
Klimaschutz als Gemeinschaftsaufgabe
Zum Ende des Kongresses schloss Prof. Dr.-Ing. Martina Hofmann, Co-Geschäftsführerin der KEA-BW mit den Worten, dass die Energiewende sehr bunt sei und am Laufen gehalten werden müsse. Die KEA-BW unterstütze Kommunen dabei gerne.
Der Klimaschutz-Kongress, der von der KEA Klimaschutz- und Energieagentur organisiert wird, ist bietet eine große Plattform, um voneinander zu lernen, sich gegenseitig zu motivieren und Praxisbeispiele zu teilen. Die positive Resonanz unterstreicht, wie wichtig es ist, gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um die Herausforderungen des Klimawandels gemeinsam zu bewältigen und eine nachhaltige Zukunft zu gestalten. Denn, durch Austausch, Vernetzung und gegenseitige Motivation entstehen innovative Ideen, die die Energiewende vor Ort vorantreiben.