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Kommunale Wärmeplanung – und jetzt? Rege Diskussion beim Energiepolitischen Forum mit 150 Gästen

Alle Landtagsfraktionen diskutierten beim Energiepolitischen Forum 2024. Foto: KEA-BW

„Kommunale #Wärmeplanung – und jetzt?“ Das Thema des Energiepolitischen Forums 2024 brachte die energiepolitischen Sprecherinnen und Sprecher aller Landtagsfraktionen in der Rotunde der L-Bank in Stuttgart aufs Podium von KEABW und ZSW (Zentrum für Sonnennergie und Wasserstoffforschung). 150 Gäste verfolgten die rege Diskussion, die sich nach einem Impulsvortrag von Prof. Frithjof Staiß und Dr. Volker Kienzlen entspann.

Moderator Martin Pehnt vom Ifeu-Institut in Heidelberg bezeichnete die Wärmewende eingangs insbesondere mit Blick auf die Diskussionen um das GEG als „heißes Thema“.

In ihrem Grußwort stellte Umweltministerin Thekla Walker vorbildhafte Beispiele vor. So habe der Landkreis Lörrach bereits 2022 einen kommunalen Wärmeplan mit allen 35 Städten und Gemeinden verabschiedet. Die Gemeinde Tamm schaffte in fünf Monaten den ersten Spatenstich für ihr Wärmenetz. Und Mannheim betreibe neben dem größten Fernwärmenetz Deutschlands nun auch eine Flusswärmepumpe für rund 3.500 Haushalte. 70 Wärmepläne großer Kreisstädte und Stadtkreise im Land lägen bereits vor, 240 kleinere Kommunen planten freiwillig. Zusammen mit dem Institut für Umwelt- und Energieforschung ifeu werde die KEA-BW die Pläne wissenschaftlich auswerten, Ergebnisse sollen im Sommer vorliegen.

Prof. Frithjof Staiß und Dr. Volker Kienzlen legten die gemischten Ergebnisse aus der Analyse der ersten kommunalen Wärmepläne dar. So seien einige Erwartungen sehr solide erfüllt worden, manche Punkte wie zum Beispiel die Benennung von fünf ersten Maßnahmen erschienen jedoch zum Teil noch nicht zielführend.

Jutta Niemann (Grüne, Wahlkreis Schwäbisch Hall) berichtete positiv vom saisonalen Wärmespeicher in Crailsheim, um den sich die rekommunalisierten Stadtwerke kümmern. Der Anschlusszwang im Bestand funktioniere ohne Ärger. Zudem lobte sie die Vorschläge des Klimasachverständigenrates zu Finanzierungsmöglichkeiten.

Gabi Rolland (SPD, Wahlkreis Freiburg) nannte als gutes Beispiel die Abwärmenutzung der Firma Schwarzwaldmilch. Sie führte zudem an, dass der Abschluss von Rahmenverträgen mit Wärmeplanungsbüros helfen könne, den Kommunen entsprechende Kapazitäten zu sichern.

Dr. @Uwe Hellstern (AfD, Wahlkreis Freudenstadt) stellte Nahwärmelösungen nicht grundsätzlich in Frage, verwies aber auf in manchen Fällen zu hohe Kosten und Preise. Zudem werde Biomasse langsam knapp.

Raimund Haser (CDU, Wahlkreis Wangen/Allgäu) empfahl, Biomasse für Wärmenetze zu bevorzugen. So zeige das Beispiel Isny eine gelungene Kombination aus der Nutzung von Biomasse und Industrieabwärme. Ein Anschlusszwang an Wärmenetze bei Grundstückskauf sei vertraglich und ordnungsrechtlich unkritisch und klappe gut. Eine sehr gute Lenkung in Richtung Wärmepumpenheizungen könne in ländlichen Regionen dadurch erreicht werden, dass mit der Erschließung bereits Bohrung und Erdwärmesonde ausgeführt und mitverkauft würden.

Frank Bonath (FDP, Wahlkreis Villingen-Schwenningen) sah die Finanzierung als Flaschenhals für die Wärmewende und sprach sich für die Mobilisierung privaten Kapitals aus. Insbesondere über die Gründung von und Beteiligung an Genossenschaften könne die Bürgerschaft vom Ausbau der erneuerbaren Energien profitieren.

Aus dem Publikum kamen der Wunsch, das Thema Wärmewende transparent zu kommunizieren, die Empfehlung, insbesondere Meinungsbildner zu gewinnen, sowie die Bestätigung, dass Bürgerenergiegenossenschaften höchst sinnvoll seien. Als Brücke sei und bleibe Biomasse wichtig. In den Kommunen brauche es professionelle Kümmerer, insbesondere für den strom- und wärmeseitigen Netzausbau.

Moderator Martin Pehnt bedankte sich am Ende des Abends für die vielfältigen Beiträge und schlug für das nächste Energiepolitische Forum die Themen Effizienz und Suffizienz vor.