Wie Kommunen den Klimaschutz vor Ort vorantreiben können - Klimaschutzmanagerinnen und -manager aus Baden-Württemberg tauschen sich am 6. November in Pforzheim aus
• 11. Erfahrungsaustausch der kommunalen Klimaschutzmanagerinnen und Klimaschutzmanager aus Baden-Württemberg
• Rund 200 Fachleute am 6. November in Pforzheim
• Erfolgreiche Praxisbeispiele: Pforzheim, der Enzkreis sowie ein Zusammenschluss von drei Kommunen im Landkreis Ravensburg
Klimaschutz zahlt sich aus, nicht nur für die Umwelt. Er sorgt für mehr Unabhängigkeit, regionale Wertschöpfung und eine zukunftsfähige Energieinfrastruktur. Wie die einzelnen Kommunen im Südwesten hier vorgehen und was sie voneinander lernen können, ist am 6. November 2024 im Zentrum des landesweiten Erfahrungsaustausches der kommunalen Klimaschutzmanagerinnen und Klimaschutzmanager gestanden. Rund 200 im Klimaschutz tätige Personen der Kommunalverwaltungen haben an dem Treffen in Pforzheim teilgenommen. Erstmals trafen sich hier die vom Land geförderten „Beauftragten für die klimaneutrale Kommunalverwaltung“ in einem separaten Forum. Veranstalter waren die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) und die Agentur für Kommunalen Klimaschutz im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz. Der Erfahrungsaustausch fand bereits zum elften Mal statt.
Kommunaler Klimaschutz lohnt sich, nicht nur für das Klima. Städte, Gemeinden und Landkreise erhalten eine zukunftsfähige Energieinfrastruktur, sparen Energiekosten und sind künftig unabhängiger von Energieimporten. Zudem halten sie Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region. Bei der Umsetzung der Energiewende vor Ort nehmen Klimaschutzmanagerinnen und -manager eine zentrale Rolle ein. Sie haben die Aufgabe, ein Klimaschutzkonzept zu erstellen und dessen Umsetzung zu koordinieren. Sie unterstützen etwa bei der Einführung eines Energiemanagements oder der klimafreundlichen Mobilitätsplanung, bringen die energetische Sanierung kommunaler Liegenschaften voran und setzen sich für den Ausbau erneuerbarer Energien ein.
Der landesweite Austausch ist dabei unerlässlich, denn dort werden Erfahrungen miteinander geteilt, neue Ideen diskutiert und Netzwerkkontakte geknüpft. In Baden-Württemberg haben rund 400 kommunale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Aufgabe, den Klimaschutz in den Kommunen voranzutreiben. Das stetig wachsende Netzwerk der Klimaschutzmanagerinnen und -manager sowie der vom Land geförderten „Beauftragten für die klimaneutrale Kommunalverwaltung“ erhält eine umfassende Unterstützung durch die Landesenergieagentur KEA-BW. In den Regionen stehen ihnen die regionalen Energie- und Klimaschutzagenturen in Baden-Württemberg zur Seite.
Beispiel Pforzheim: Klimaneutrales Wärmenetz und Begrünung
Ein gutes Beispiel in Baden-Württemberg ist Pforzheim. Die Stadt hat sich ambitionierte Klimaschutzziele gesetzt, etwa die klimaneutrale Verwaltung bis 2030. An der Zielerreichung arbeitet in der Pforzheimer Stadtverwaltung nicht nur das Team der Abteilung Klimaschutz, sondern im Querschnitt die gesamte Stadtverwaltung. Strategisch hat die Kommune wichtige Grundsteine gelegt: einen integrierten Mobilitätsentwicklungsplan, ein Klimafolgenanpassungskonzept, die kommunale Wärmeplanung, ein Klimaschutzfonds sowie die geplante Fortschreibung des Klimaschutzkonzeptes sowie des Klimamobilitätsplans.
Die Strategien füllt die Verwaltung seit Jahren mit Leben: Eine CO2-neutrale Fernwärmeversorgung durch ein modernes Heizkraftwerk, der Aufbau einer kommunalen Energieagentur gemeinsam mit dem Enzkreis, der Ausbau der Ladeinfrastruktur sowie die Förderung der Begrünung im Stadtgebiet. Aber auch Informationsvermittlung und Sensibilisierung durch zahlreiche Aktionen und Veranstaltungen zählen zu den erfolgreichen Beispielen. Flankiert wird die Umsetzung durch den Aufbau einer digitalen Monitoring-Plattform. Sie zeigt, ob die Ziele erreicht werden und ermöglicht etwaige Anpassungen bei der Umsetzung.
Beispiele Baienfurt, Baindt und Berg: Drei Kommunen machen es gemeinsam
Mit dabei im kommunalen Klimaschutz sind auch die Gemeinden Baienfurt, Baindt und Berg. Die Besonderheit bei ihnen: Diese kleinen Kommunen im Landkreis Ravensburg haben die Stelle eines gemeinsamen Beauftragten geschaffen, der die klimaneutrale Verwaltung auf ihren Gemarkungen voranbringen soll. „So können Synergien genutzt werden“, erklärt Florian Sascha Roth. Er ist seit drei Jahren als Koordinator für die klimaneutrale Verwaltung in den Kommunen zuständig. „Oftmals ist das Vorgehen in den Gemeinden ähnlich, zudem kann von den Erfahrungen der jeweils anderen Kommunen gelernt werden.“
Alle drei Kommunen haben unter anderem die Bürgerinnen und Bürger für einen sparsamen und verantwortungsvollen Umgang mit Energie sensibilisiert, kommunale Liegenschaften energetisch saniert, Photovoltaikanlagen errichtet, die Straßenbeleuchtung auf LED umgestellt und die Heizzentralen mehrerer Schulen vollständig auf regenerative Wärmequellen umgestellt.
Auch in den drei Kommunalverwaltungen sollen die bisherigen Klimaschutzmaßnahmen verstetigt und systematisiert werden. Zu diesem Zweck nutzen die Kommunen das kommunale Energiemanagement-System „Kom.EMS classic“. Es ist eine gemeinsame Entwicklung der Landesenergieagenturen Baden-Württemberg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen. Inzwischen nutzen mehr als 1.500 Kommunen das Energieeffizienz-Tool. Mit ihm kann man die Energieverbräuche der kommunalen Liegenschaften senken. Das Werkzeug zeigt darüber hinaus, wo die Gemeinden aktuell auf dem langen und ambitionierten Weg hin zur Klimaneutralität der eigenen Verwaltung stehen – und das Schritt für Schritt.
Beispiel Enzkreis: International vernetzt und mehrfach ausgezeichnet
Auch der Enzkreis ist aktiv: Für seine im Bundesvergleich herausragende kommunale Klimaschutzarbeit wurde der Enzkreis im Jahr 2024 zum vierten Mal mit dem European Energy Award (eea) in Gold zertifiziert; diese Auszeichnung haben nur 17 Landkreise in der Republik. Hinzu kommt ein neues Treibhausgas-Neutralitätskonzept: Es enthält konkrete Maßnahmen, wie der Enzkreis bis 2040 weitgehend klimaneutral werden kann.
Die langjährige Klimapartnerschaft mit dem Masasi Distrikt in Tansania und freiwillige CO2-Kompensationsprojekte in verschiedenen Ländern des globalen Südens haben Vorbildcharakter. Dafür wurde der Landkreis mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet. Der Enzkreis verfolgt eine Nachhaltigkeitsstrategie und hat einen ersten Indikatorenbericht mit Dashboard veröffentlicht. 2025 wird der Enzkreis zusammen mit einem weiteren Landkreis direkt an die Vereinten Nationen in einem „Voluntary Local Report“ berichten.
Näheres zum landesweiten Treffen der Klimaschutzmanagerinnen und Klimaschutzmanager sowie weitere Informationen zum Netzwerk in Baden-Württemberg gibt es unter:
www.kea-bw.de/veranstaltungen/ksm-treffen-2024
www.kea-bw.de/kommunaler-klimaschutz/netzwerk/klimaschutzmanager
www.kea-bw.de/kommunaler-klimaschutz/wissensportal/klimaneutrale-kommunalverwaltung