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"European Energy Award bringt Geschwindigkeit in den Klimaschutz" - Gastkommentar von Geschäftsstellenleiterin Claire Mouchard

Claire Mouchard leitet die Landesgeschäftsstelle des eea. Foto: KEA-BW / AMX-Studio

Zwei Drittel der Flächenlandkreise und jede achte Gemeinde in Baden-Württemberg nehmen mittlerweile am European Energy Award (eea) teil. Was vor 15 Jahren mit 16 Modellkommunen startete, ist heute eine länder- und landesübergreifende Bewegung, die stetig an Fahrt gewinnt.

Gastkommentar von Claire Mouchard,  Leiterin der eea-Landesgeschäftsstelle Baden-Württemberg, energate messenger vom 12.07.2021

15 Jahre eea in Baden-Württemberg

Als ich vor zwölf Jahren die Landesgeschäftsstelle für Baden-Württemberg übernahm, hatten wir eine Vision: Wir wollten ein starkes Instrument für den Klimaschutz etablieren, das die Umsetzung der Energie- und Klimaschutzpolitik in Städten, Gemeinden und Landkreisen systematisch vorantreibt. Mit 16 Modellkommunen ging es damals los. Daraus ist ein lebendiges Netzwerk geworden. In Baden-Württemberg nehmen 128 Städte und Gemeinden, 24 Landkreise sowie ein Gemeindeverwaltungsverband am eea teil – mehr als in allen anderen Bundesländern. Besonders hervorzuheben ist die Region Bodensee-Oberschwaben mit über 50 teilnehmenden Kommunen. Dort kann man beobachten, wie durch den eea eine echte Klimaschutz-Dynamik entstanden ist.

Der rote Faden für kommunale Klimaschutzpolitik

Der European Energy Award ist ein effizientes Werkzeug für Energie- und Klimaschutzpolitik, das auf Umsetzbarkeit und Umsetzung ausgerichtet ist. Nicht die Auszeichnung steht im Vordergrund sondern der Managementprozess. Grundlage ist ein umfangreicher Maßnahmenkatalog, der alle Handlungsfelder des Klimaschutzes abdeckt. Das Programm wurde in den 1990er Jahren in der Schweiz und Österreich entwickelt und 2003 in Deutschland eingeführt.

Kommunen, die Klimaschutz systematisch angehen wollen, brauchen zur Orientierung eine Leitlinie. Der eea bietet ihnen eine klare Struktur und individuelle Unterstützung. Der Prozess beginnt mit der Bestandsaufnahme und der Erstellung eines Arbeitsprogramms, das der Gemeinderat oder der Kreistag beschließt. Dieses wird schrittweise umgesetzt und regelmäßig angepasst. Eine wesentliche Rolle spielen akkreditierte eea-Beraterinnen und -Berater, die den Prozess begleiten und den Kommunen zur Seite stehen. In Baden-Württemberg sind es meistens die regionalen Energieagenturen, die diese Funktion übernehmen. Das baden-württembergische Umweltministerium fördert im Rahmen des Programms Klimaschutz-Plus die Teilnahme am eea und zahlreiche weitere Klimaschutzaktivitäten.

In der Praxis sehen wir, welche Kraft dieses umsetzungsorientierte Vorgehen entwickelt. Haben Kommunen sich erst einmal auf ihre Ziele fokussiert, übersteht solch ein Fahrplan Wahlperioden, personelle Engpässe und Prioritätenänderungen. Das sehen wir in der aktuellen Situation ganz deutlich. Trotz der Corona-Pandemie bleiben die eea-Kommunen am Ball und setzen die geplanten Aktivitäten Schritt für Schritt um. Der eea bringt Kontinuität und Geschwindigkeit in den Klimaschutz.

Lörrach geht als Vorbild voran

Die eea-Zertifizierung, die alle vier Jahre durchgeführt wird, ist dabei ein wiederkehrendes Etappenziel. Die Kriterien werden regelmäßig verschärft. Das zwingt die Kommunen, sich ständig zu verbessern, um den erreichten Status beizubehalten. Umso bemerkenswerter ist die Leistung der Goldkommune Lörrach: 2007 wurde sie als erste Kommune Baden-Württembergs mit dem European Energy Award ausgezeichnet. Das ebnete allen nachfolgenden Klimaschutzmaßnahmen den Weg. Transparentes Handeln, eine kontinuierliche Verbesserung und eine Durchdringung quer über alle Verwaltungsbereiche hinweg zeichnen den Lörracher Weg aus. Bereits 2010 hatte Lörrach mehr als 75 Prozent der möglichen Punkte erreicht. Diesen Gold-Status konnte die Kommune seitdem dreimal in Folge verteidigen.

Solche Vorreiterkommunen beflügeln und motivieren das Netzwerk. Den regelmäßigen Erfahrungsaustausch fördern wir als Landesenergieagentur zum Beispiel mit der jährlichen eea-Preisverleihung oder dem Netzwerktreffen der eea-Kommunen.

Die nächsten 15 Jahre

Das lebendige eea-Netzwerk reicht über Länder- und Landesgrenzen hinweg. Acht Länder nutzen das Programm, in sieben weiteren wird es erprobt. Es wird getragen durch einen europäischen Trägerverein mit Sitz in Brüssel. Gemeinsam wollen wir es schaffen, dass die lokale Ebene ihren Beitrag dazu leistet, die europäischen Klimaschutzziele zu erreichen. Darum wollen wir noch mehr Kommunen für die Teilnahme am European Energy Award begeistern und gleichzeitig die langjährigen Kommunen bei der Stange halten.

In den vergangenen 15 Jahren haben sich in Baden-Württemberg im Durchschnitt zehn Kommunen pro Jahr zu einer Teilnahme am eea entschlossen, 2019 und 2020 sogar mehr. Ich bin überzeugt, dass dieser Trend anhält. Denn der eea gibt dem Klimaschutz einen höheren Stellenwert im kommunalen Alltag und hilft dabei, finanzielle und personelle Ressourcen entsprechend einzusetzen.

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