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"Was wäre, wenn ...?": Folge 1 des visionären Gedankenspiels der KEA-BW nimmt nachhaltige Mobilität ins Visier

Im Interview: Jana Höffner und David Nelles (Fotos: Christof Kreutzer, Edmund Möhrle Photographie)

„Was wäre, wenn …?“

Ein visionäres Gedankenspiel zu Klimaschutzthemen

Folge 1: Nachhaltige Mobilität

Beate Schade, KEA-BW

Wie wäre es, wenn die Forderungen und Ideen von professionellen Klimaschützerinnen, Umweltaktivisten und der Fridays-for-Future-Bewegung plötzlich Wirklichkeit würden? Mit der neuen Beitragsreihe „Was wäre, wenn …“ lädt die KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) zu einem visionären Gedankenspiel ein. Die Beiträge sollen Lust auf morgen machen, dazu animieren, optimistisch in eine klima- und menschenfreundliche Welt zu blicken. Eine wichtige Botschaft dabei ist: Klimaschutz bedeutet nicht per se Verzicht. Nachhaltigkeit und Suffizienz bergen sehr viel – neue – Lebensqualität.

Was wäre zum Beispiel, wenn Kommunen, Hausbesitzer und Unternehmen auf einen Schlag im Sinne der Energiewende handeln würden? Mit welchen Herausforderungen haben wir es dann zu tun? Wie sähe die Umsetzung aus? Wie würde das unseren Alltag beeinflussen? Nach ihrer Vision gefragt werden Fachleute der KEA-BW, aber auch all die Expertinnen, die freiwillig für den Klimaschutz aktiv sind oder es aus beruflichen Gründen sein müssen und wollen. Den Start macht das Thema nachhaltige Mobilität.

Folge 1: „Was wäre, wenn du morgen aufwachst und kein Benzin und keinen Diesel mehr tanken könntest?“

Nachhaltige Mobilität ist eines der wichtigsten Themen unserer Zeit. Wie sähe unsere Welt tatsächlich aus, wenn der Personen- und Frachtverkehr ab morgen ohne fossile Brennstoffe auskommen müsste? Welche Alternativen gibt es jetzt schon, welche entstehen? Wie wird sich der öffentliche Raum entwickeln?

David Nelles, 25 Jahre
Student der Wirtschaftswissenschaften und Buchautor

Die Innenstädte stelle ich mir nahezu autofrei vor, ruhiger und leiser. Autofahren ist dort nicht mehr attraktiv. Straßen- und Parkraum wird umgewidmet für Fußgänger und Radfahrer, es entstehen neue Begegnungsräume. Das bedeutet nicht, weniger mobil zu sein. Die Art der Fortbewegung hat sich weg vom individuellen Autoverkehr verlagert. Radfahren beispielsweise ist angstfreier möglich – und macht immer mehr Menschen Spaß. Wer keinen eigenen PKW mehr hat, kann sich ein gutes Fahrrad leisten. Elektrisch betriebene Robotaxis sind im Einsatz und Carsharing boomt. Es gibt deutlich mehr Busse und Bahnen, für einen Jahresbeitrag von 365 Euro ist man dabei. Für lange Strecken gibt es das Hyperloop-System, bei dem sich Kapseln mit nahezu Schallgeschwindigkeit fortbewegen.

Auf dem Land sieht die Sache anders aus. Zur Arbeit kommt man teilweise mit dem ÖPNV, dessen flächendeckender Ausbau jedoch zu teuer ist. Hier schwenkt der individuelle Autoverkehr erst auf Strom und langfristig auf Wasserstoff um, zusätzlich gibt es ein großes Angebot an elektrisch fahrenden Carsharing-Fahrzeugen. Auch Fahrgemeinschaften nehmen zu. Nicht zuletzt wird die Homeoffice-Quote steigen.

Jana Höffner, 41 Jahre
Leiterin des Referats Online-Kommunikation im Staatsministerium BW und 2. Vorsitzende des Vereins Electrify-BW

Man wird mehr darauf achten, für jeden Weg das am besten passende Verkehrsmittel zu nutzen. Der ÖPNV funktioniert auch mit Umsteigen nahtlos und ist problemlos über eine einzige App buchbar. Fahrradspuren sind baulich vom Autoverkehr getrennt, so dass Radelnde auch in Großstädten keine Angst mehr um ihr Leben haben müssen – Beispiel Paris. Bei den PKW wird das Elektroauto das Rennen machen, da es um ein Vielfaches effizienter und günstiger ist als Wasserstoffautos oder als aus Strom gewonnene Treibstoffe (eFuels). Die Menschen haben ihre irrationalen Ängste davor verloren, dass E-Mobilität kompliziert ist und man irgendwo liegenbleibt. Sie schätzen den neuen Komfort. Auf dem Land werden sich Ruf- und Sammeltaxis zuverlässig etabliert haben.

Der Frachtverkehr läuft europaweit über große Strecken mit der Bahn. Dafür sind von einer angemessenen CO2-Steuer finanzierte Gütertrassen entstanden – etwa die auf der Rheinschiene. Für den frühmorgendlichen Transport zu den Knotenpunkten („Hubs“) kommen teilweise E-LKW zum Einsatz. Die letzte Strecke zum Zielort legen die Waren in Güterstraßenbahnzügen (Cargo-Trams), E-Lastenbikes und kleinen Transportfahrzeugen zurück. Schon heute zeigt die Stadt Gent, dass so etwas funktioniert.

Ausblick:

Die Verkehrswende ist keine Zukunftsmusik, sondern findet bereits heute statt und ist an vielen Stellen sehr erfolgreich. Wir planen und träumen nicht mehr - wir sind schon mittendrin. Verkehr vermeiden, auf Fuß, Rad, Bus und Bahn verlagern, mehr Raum und Möglichkeiten für diese schaffen: Kommunen und Unternehmen können sofort in die Mobilitätswende einsteigen. Das Land und der Bund belohnen diese Bestrebungen mit Fördermitteln. Der Bereich Nachhaltige Mobilität der KEA-BW unterstützt und berät Kommunen und andere Akteure.

Weiterführende Informationen:

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