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Nachhaltige Berufe Folge 6: "Energietechnik wurde mir in die Wiege gelegt" - Dr. David Fischer gründete ein Startup für digitale Energieplanung

Junger Mann mit Bart im T-Shirt lächelt

Dr. David Fischer (Foto: privat)

„Wir wollten eine Brücke bauen zwischen Forschung und Anwendung“, sagt Dr. David Fischer. Zusammen mit zwei Mitstreitern gründete er im Herbst 2019 das Startup Greenventory. Es bietet die digitale Energieplanung vom einzelnen Gebäude bis hin zur ganzen Stadt an. Wie der Enkel eines Heizungsbauers dazu kam, lesen Sie im folgenden Interview.

KEA-BW:
Wann kamen sie das erste Mal mit dem Thema Energie oder Klimaschutz in Kontakt?

Dr. David Fischer:

Das Thema wurde mir quasi in die Wiege gelegt: Mein Opa besaß einen Heizungsbaubetrieb und mein Vater ein Planungsbüro für Gebäudetechnik. Beim Mittagessen und zu Weihnachten ging es um Kessel, Lüftungen und große Bauprojekte. In meiner Jugendzeit begann ich mich für Photovoltaik und Solarthermie zu interessieren.

Haben Sie mit Ihrem Opa darüber gesprochen, Werbung für alternative Energie gemacht? Oder liefen Sie offene Türen ein?

Toll fand ich immer die Solarthermieanlage - damals schon Röhrenkollektoren - auf dem Dach unseres Hauses. Bei dem, was installiert wurde, hat einfach die Nachfrage das Angebot bestimmt. Technologien, die Ärger machten, wurden gemieden. Es herrschte damals, also vor 20 bis 30 Jahren, eine gewisse Skepsis gegenüber Wärmepumpen und einigen Solarthermieherstellern. Die Zeiten haben sich jedoch geändert.

Ab wann haben Sie sich dann aktiv bzw. beruflich dem Thema Nachhaltigkeit gewidmet?

Dass mein künftiger Job etwas mit dem Thema Energie zu tun haben sollte, wusste ich schon sehr lange. Nach dem Abi folgte dem einjährigen Zivildienst in Schottland jedoch erst eine kleine Weltreise. Das Geld dafür habe ich mir allerdings auf dem Bau und im Betrieb meines Großvaters verdient. Dann studierte ich Maschinenbau in Aachen – mit dem Schwerpunkt Energietechnik – und zusätzlich Wirtschaftsingenieurwesen. Meine Abschlussarbeiten wiesen dann schon den Weg: Eine Standortanalyse für Windkraftprojekte in Chile sowie die Simulation und Regelung des Solarturmkraftwerks in Jülich. Hier startete meine Laufbahn als Energy-Nerd.

Und dann folgte der Sprung ins kalte Wasser der Selbständigkeit?

Ganz so schnell ging es nicht. Tatsächlich habe ich schon in der Schulzeit von einer eigenen Firma geträumt. Zur Promotion über die „Integration von Wärmepumpen in Smart Grids“ wechselte ich ans Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg. Inhalt der Doktorarbeit an der Kungliga Tekniska Högskolan (KTH) Stockholm war die thermisch-elektrische Modellierung, Betriebsführung und Bewertung auf Gebäudeebene, für Quartiere und Städte. Es ging ausschließlich um erneuerbare Energie! Insgesamt sammelte ich acht Jahre lang einschlägige Forschungserfahrung im ISE.

Was veranlasste Sie, diesen sicheren Hafen zu verlassen?

Neben mir am Schreibtisch saß einer meiner jetzigen Mit-Geschäftsführer – Dr. Sven Killinger. 2019 entschieden wir: „Jetzt oder nie!“ und gründeten Greenventory. Wir wollten die Brücke bauen zwischen Forschung und Anwendung. Unser drittes Gründungsmitglied Dr. Kai Mainzer kam aus dem Karlsruher Institut für Technologie (KIT).

Was genau bieten Sie an und wem nützt Ihre Dienstleistung?

Wir übernehmen die digitale Energieplanung vom einzelnen Gebäude bis hin zur ganzen Stadt. Das können Kommunen sein, aber auch große Unternehmen mit mehreren Standorten. Wir schaffen eine Übersicht, die ihnen die Entscheidung erleichtern soll, welche Gebäude energetisch saniert werden müssen und wo sie am besten damit starten. Kommunen stehen ja inzwischen in der Pflicht, einen kommunalen Wärmeplan zu erstellen. Je mehr Gebäude wir einbeziehen können, desto aussagekräftiger wird die Analyse. Wir arbeiten auch mit Netzbetreibern und Energieversorgern zusammen.

Woher beziehen Sie die Daten?

Die ausgewählten Daten stammen von unseren Kunden, von städtischen Ämtern oder aus öffentlich zugänglichen Datenbanken. Die Daten sind bei uns sicher.

Wie sehen Ihre weiteren Pläne und Zukunftswünsche aus?

Mein Ziel ist es, mit meinem Wissen die Digitalisierungskomponente in der Energieplanung weiter zu stärken. Ich möchte die Energiewende vor Ort unterstützen, ohne immer vor Ort sein zu müssen. Ein Traum ist es, irgendwann auch Berlin oder Paris ins Visier zu nehmen …

Was raten sie baden-württembergischen Kommunen?

Starten Sie jetzt – falls Sie es noch nicht getan haben. Auch eine kleine Sache wie eine Photovoltaik-Kampagne kann ein erster Schritt sein. Die Klimaziele sind ambitioniert und Baden-Württemberg ist auf einem gutem Weg. Ich denke, auch Klimaschutzmanager brauchen mehr Rückhalt, um diesen Weg schnell zu gehen. Manchmal haben es kleine und mittlere Kommunen schwerer als große. Hier bietet eine Vernetzung viele Chancen.    

Haben Sie auch privat Erfahrung mit der Energiewende sammeln können?

Allerdings (lacht). Wir haben ein Reihenhaus aus den 60er Jahren gekauft. Beim Renovieren erlebten wir den kompletten Ablauf einer energetischen Sanierung hautnah.

Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. Wir wünschen Ihnen viel Erfolg für Ihr Vorhaben.

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Das Gespräch führte Beate Schade (KEA-BW) im Februar 2022.

 

Lebenslauf Dr. David Fischer:

1984 geboren in Freiburg / Breisgau
2005-2012 Studium des Maschinenbaus und des Wirtschaftsingenieurwesen an der RWTH Aachen
2012-2019 Projektleitung beim Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE)
2013-2017 Promotion an der “Kungliga Tekniska Högskolan” in Stockholm zu Energietechnologie
2019 Gründung des Unternehmens Greenventory

 

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Tags: Nachhaltige Berufe