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Erste landesweite Carsharing-Vernetzungsveranstaltung am 29. September 2022 in Stuttgart / Carsharing als Baustein nachhaltiger Mobilität

7 Personen auf der Bühne der Carsharing-Vernetzungsveranstaltung

Podiumsdiskussion mit Staatssekretärin Elke Zimmer MdL (Foto: KEA-BW)

 

Zahlreiche Vertreterinnen und Vertreter aus Kommunen, Landkreisen und Carsharing-Unternehmen fanden am 29. September in Stuttgart zusammen. Die Veranstaltung wurde vom Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg und der KEA Klimaschutz- und Energieagentur Baden-Württemberg (KEA-BW) gemeinsam organisiert. Im Fokus standen der Austausch und die Vernetzung der Teilnehmenden sowie die Frage, wie es gelingen kann, das Carsharing-Angebot im Land verstärkt auszubauen.

Staatssekretärin Elke Zimmer MdL verdeutlichte, dass Carsharing ein Bestandteil des Umweltverbundes ist und einen wichtigen Beitrag zu lebenswerten Städten und Gemeinden leisten kann. „Moderne Mobilität verläuft in Ketten. Wir nutzen unterschiedliche Verkehrsmittel, um von A nach B zu kommen. Dazu gehört auch Carsharing“, so die Staatssekretärin.

Das Autoteilen als nachhaltige Alternative zum privaten Fahrzeug

Carsharing ist eine echte und nachhaltige Alternative zum eigenen Auto und ein fester Bestandteil der Mobilität der Zukunft. Das Autoteilen kann dazu beitragen, die Verkehrsbelastung deutlich zu reduzieren, dadurch den öffentlichen Raum aufzuwerten und allgemein ein breiteres, vernetztes Mobilitätsangebot zu ermöglichen. Dazu ist die Schaffung von flächendeckenden und bedarfsgerechten Carsharing-Angeboten notwendig. Dr. Volker Kienzlen, Geschäftsführer der KEA-BW, betonte: „Nur so kann Carsharing eine echte Alternative zum privaten Fahrzeug darstellen und seine volle Wirkkraft entfalten. Viel Zeit bleibt uns dafür nicht!“

Lösungsansätze für ein starkes Carsharing-Angebot im ländlichen Raum

Patrick Spies von der Energieagentur Regio Freiburg stellte vor, wie ein starkes Carsharing-Angebot in kürzester Zeit im ländlichen Raum aufgebaut werden kann. Er befasst sich mit Mobilitätsstationen und Carsharing und gehört dem Netzwerk geförderter Stellen nachhaltige Mobilität BW an. Durch den Aufbau eines Pools aus regulären Carsharing-Fahrzeugen, die mit Fahrzeugen aus privatem Bestand ergänzt werden, kann in kürzester Zeit ein breites Angebot an neuen Fahrzeugen entstehen, ohne dass ein Carsharing-Anbieter oder eine Kommune zu stark ins wirtschaftliche Risiko geht. Nach und nach können private Fahrzeuge, die dem Pool wieder entnommen werden, durch reguläre Carsharing-Autos ersetzt werden.

Mobilitätsdaten und Mobilitätswende

Dr. Michael Minis, CEO der Digital Mobility Solutions GmbH, verdeutlichte die zentrale Funktion von Mobilitätsdaten bei der Mobilitätswende. Im ländlichen Raum gestaltet sich Mobilität ohne eigenes Auto oftmals immer noch schwierig. Laut einer Umfrage hielten 60 Prozent den ländlichen Raum für abgehängt. Dem kann mit bedarfsorientierter Mobilität gegengesteuert werden. Gerade im ländlichen Raum ist es wichtig, den Menschen die höchstmögliche Flexibilität bei der Verkehrsmittelwahl zu bieten. Die Angebote müssen gut sichtbar, schnell auffindbar und einfach buchbar sein. Sind viele unterschiedliche Mobilitätsanbieter vor Ort tätig, können Plattformen wie MOQO zum Einsatz kommen, die Angebote unterschiedlichster Anbieter bündeln und sowohl den Zugang als auch die Nutzung erleichtern.

Carsharing und autonomes Fahren

Welche Auswirkungen autonomes Fahren auf Carsharing haben könnte, damit befasste sich der Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Gruel, Professor für Intelligente Mobilitätskonzepte an der Hochschule Esslingen.

Die Verzahnung zwischen Carsharing und autonomen Fahren ist wichtig, da autonome Fahrzeuge einen wesentlichen Beitrag zu einem effizienteren und bequemeren Umweltverbund leisten können. Im Einsatz autonomer Fahrzeuge im Carsharing sieht Prof. Dr. Gruel zum einen die Chance, dass weniger Fahrzeuge gebraucht werden, da diese eigenständig die Standorte wechseln können. Zum anderen könnte die Auslastung je Fahrzeug deutlich ansteigen.

Wichtig sei eine frühzeitige Verzahnung. Autonomes Fahren berge die Gefahr der Attraktivitätssteigerung des privaten Autobesitzes, da es das Reise noch einfacher und bequemer gestaltet. Das würde im schlimmsten Fall zu mehr privaten Fahrzeugen und mehr Verkehr auf den Straßen führen und somit die negativen Auswirkungen des motorisierten Individualverkehrs verschärfen.

Der notwendige Maßstabssprung

In der Podiumsdiskussion mit Staatssekretärin Elke Zimmer wurde darüber diskutiert, was für den Maßstabssprung im Carsharing notwendig ist. Auf dem Podium vertreten waren auch Sarina Pfründer, Bürgermeisterin der Gemeinde Sulzfeld, und Wolfang Forderer, Leiter der Abteilung Mobilität bei der Landeshauptstadt Stuttgart, sowie Prof. Dr. Wolfgang Gruel von der Hochschule Esslingen. Komplettiert wurde die Expertenrunde von Jan Lutz von Stadtmobil Stuttgart und Dipl.-Ing. Rudolf Irmar Zahorka von deer e-carsharing. Durch das Gespräch führte Marcel Zembrot, kommissarischer Leiter der Abteilung Mobilitätszentrale, vernetzte und digitale Mobilität im Ministerium für Verkehr.

Als wichtige Schlüsselfaktoren wurden Stellplätze für Carsharing-Fahrzeuge im öffentlichen Straßenraum und eine gute Sichtbarkeit der Angebote genannt. Umbruchsituationen wie ein Umzug oder die Geburt eines Kindes müssen dafür genutzt werden, Bürgerinnen und Bürger für nachhaltige Mobilitätsangebote zu sensibilisieren und zum Umdenken zu bewegen. Die Verknüpfung von Carsharing und weiteren Angeboten des Umweltverbundes fördert multimodales und intermodales Verhalten. Multimodales Verkehrsverhalten beschreibt die Nutzung verschiedener Verkehrsmittel für unterschiedliche Wege. Werden für einen Weg mehrere Verkehrsmittel miteinander kombiniert, wird dies als intermodales Verhalten bezeichnet.

Das Fazit: Um das Carsharing-Angebot in Stadt und Land zu stärken und ein möglichst dichtes Netz aufzubauen, braucht es eine offene Kommunikation und eine gute Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren.

Carsharing in Baden-Württemberg

Baden-Württemberg ist das Land mit den meisten Carsharing-Standorten in Deutschland. Gemäß den Erhebungen des Bundesverbands CarSharing standen den Bürgerinnen und Bürgern zum 01.09.2022 insgesamt 5.091 Fahrzeuge von 52 Carsharing-Anbietern zur Verfügung.  332 Kommunen verfügten zu diesem Zeitpunkt über mindestens ein Carsharing-Angebot.

Karlsruhe führt auch das diesjährige Städteranking des Bundesverbands CarSharing an. Hier ist die Fahrzeugdichte im Vergleich zum Jahr 2019 um rund 35 Prozent gestiegen. Das ist beachtlich! Mit Freiburg, Tübingen und Heidelberg setzt sich die TOP 10 aus vier baden-württembergischen Städten zusammen.

Welche konkreten Handlungsmöglichkeiten Kommunen haben, geht aus dem Leitfaden „Carsharing im öffentlichen Raum Handlungsmöglichkeiten für Kommunen in Baden-Württemberg“ hervor. Dieser fasst kompakt die Grundlagen zusammen, beschreibt die rechtlichen Rahmenbedingungen und zeigt den Weg in die Praxis auf. Außerdem werden nützliche Vorlagen bereitgestellt. Druckfassungen sind über Publikationen oder mobilitaet@kea-bw.de erhältlich.

Alle Präsentationen als Downloads

Wie können wir Carsharing in die Breite tragen? Ansätze des Landes zu einer Carsharing Strategie; Eröffnungsvortrag von Staatssekretärin Elke Zimmer, Ministerium für Verkehr Baden-Württemberg 

Carsharing und autonomes Fahren; Prof. Dr. Wolfang Gruel, Hochschule Esslingen 

Carsharing im ländlichen Raum – Lösungsansätze; Patrick Spies, Energieagentur Regio Freiburg GmbH                                                                                                                          

Shared Mobility und Mobilitätsdaten; Dr. Michael Minis, Digital Mobility Solutions GmbH