Im vergangenen Jahr haben sich mehr als eine Million neue Nutzerinnen und Nutzer für Carsharing in Deutschland angemeldet, wie der Bundesverband Car-Sharing e.V. (bcs) in seiner jährlichen Auswertung mitteilt. Bundesweit hat die Zahl der über Carsharing angebotenen Fahrzeuge im Vergleich zum Vorjahr um über ein Viertel auf 43.110Fahrzeuge zugenommen.
Vor allem Flexibilität wird nachgefragt
Besonderen Anteil daran hat das rasante Wachstum der sogenannten "free-floating"-Anbieter: Hier kann der Fahrer oder die Fahrerin das Auto an einem beliebigen Ort abstellen, die nächste Person kann es dann per App orten und buchen.
Die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer von "free-floating"-Carsharing ist 2023 um 25 Prozent auf über 4,5 Millionen gewachsen, die Zahl der Fahrzeuge sogar um über 40 Prozent. Die größten Anbieter bundesweit, deren Fahrzeuge auch im Südwesten immer häufiger anzutreffen sind, sind Miles und ShareNow.
Carsharing ist vielgestaltig im Land
Insgesamt gibt es in Deutschland - wie in Baden-Württemberg - eine große Vielfalt an Carsharing-Anbietern. Von den großen "free-floating"-Flotten, über kombinierte Angebote wie bei stadtmobil, wo neben dem ortsunabhängigen Angebot auch Fahrzeuge ortsgebunden an Stationen ausgeliehen werden können, bis zu kleinen Vereinen, die mit ehrenamtlichen Mitarbeitenden "Bürgerautos" zur Verfügung stellen. Von den inzwischen fast 300 Anbietern bundesweit betreiben die meisten kleinere Flotten in kleinen Städten und im ländlichen Raum.
Haushalte mit Carsharing sind häufig autofrei
Insbesondere für Anwohnende von innenstadtnahen Wohngebieten ist stationsbasiertes Carsharing inzwischen eine echte Alternative zum eigenen Pkw - bis zu 80 Prozent der Haushalte, die Carsharing nutzen sind hier autofrei, so der bcs. Im Schnitt ersetzt ein Carsharing-Auto bis zu 16 private Pkw, was einer Parkplatz-Schlange von 90 Metern Länge entspricht.
Mehrere baden-württembergische Städte bundesweit führend
Im letzten Städte-Ranking des bcs von 2022, das die Zahl der Carsharing-Fahrzeuge je 1.000 Einwohner in deutschen Städten über 50.000 Einwohnerinnen und Einwohner vergleicht, schneiden mehrere baden-württembergische Städte sehr gut ab. Karlsruhe als Spitzenreiter hat mit mehr als vier Fahrzeugen pro 1.000 Einwohner sogar ein doppelt so großes Angebot wie Berlin oder München.
Das Städteranking wird alle zwei Jahre veröffentlicht, es bleibt abzuwarten, wie sich das Wachstum der "free-floating"-Angebote in den Großstädten hier 2024 niederschlagen wird.
Wichtiger Baustein für moderne, nachhaltige Mobilität
Carsharing leistet so einen wichtigen Beitrag zur Mobilitätswende in Baden-Württemberg und schafft Platz für Menschen und alternative Fortbewegungsmittel anstelle von vollen Parkplätzen. Im Schnitt gestalten Nutzerinnen und Nutzer von Carsharing auch ihre sonstigen Wege vielfältiger: Knapp ein Drittel nutzt häufiger Bus und Bahn und ein Fünftel ist öfter mit dem Fahrrad unterwegs.
Außerdem kann Carsharing die Antriebswende schneller voranbringen: Der Anteil an rein batterieelektrisch betriebenen Pkws ist in der Carsharing-Flotte mit fast 20 Prozent mehr als sechsmal so hoch wie im gesamten nationalen Pkw-Bestand. Dort betrug er Ende 2023 nur knapp 3 Prozent.
Hier sieht bcs-Geschäftsführer Gunnar Nehrke aber noch Nachbesserungsbedarf und fordert ein bundesweites „Förderkonzept für Ladeinfrastruktur für öffentlich zugängliche Sharing-Angebote“. In Baden-Württemberg zumindest gibt es schon Unterstützung für die Elektrifizierung von Carsharing-Flotten und den Ausbau der Ladeinfrastruktur für batterieelektrisch betriebene Carsharing-Fahrzeuge.
Förderungen für elektrische Sharing-Fahrzeuge
Carsharing-Fahrzeuge, Fahrzeuge im Bedarfsverkehr und E-Taxis können vom Verkehrsministerium für Unterhaltungs-, Betriebs- und Ladeinfrastrukturkosten bezuschusst werden, sofern sie überwiegend in Baden-Württemberg eingesetzt werden.
Über das Programm Charge@BW kann anteilig die Anschaffung und Installation, sowie Leasing/Miete/Contracting von neuer öffentlich zugänglicher Ladeinfrastruktur finanziert werden. Dabei ist es freigestellt, die Hälfte der geförderten Ladeinfrastruktur zum Laden von Carsharing-Fahrzeugen oder E-Taxis zu reservieren. Antragsfrist für den derzeitigen Förderaufruf ist der 30.06.2024.
Auch über das Landesverkehrsfinanzierungsgesetz (LGVFG) sind Förderungen für Ladeinfrastruktur für Carsharing-Fahrzeuge möglich, wenn die Antragsteller Kommunen oder sonstige Berechtigte sind.
Bundesweit gibt es inzwischen außerdem Zuschüsse zum Aufbau von nicht-öffentlicher Schnelllade-Infrastruktur, auf die sich auch Carsharing-Unternehmen bewerben können.
Mehr zu Carsharing und E-Taxis: https://www.kea-bw.de/foerderdatenbank/detail/e-taxis-mietwaegen-bedarfsverkehre-und-carsharing-fahrzeuge
Mehr zu Charge@BW: https://www.kea-bw.de/foerderdatenbank/detail/chargebw
Mehr zum LGVFG: https://www.kea-bw.de/foerderdatenbank/detail/landesgemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz-vwv-lgvfg
Mehr zu nicht-öffentlicher Schnelllade-Infrastruktur: https://www.kea-bw.de/foerderdatenbank/detail/nicht-oeffentliche-schnellladeinfrastruktur
Zur Meldung des Bundesverbands Carsharing e.V.: https://carsharing.de/carsharing-wachstum-beschleunigt-sich
Mehr Informationen über Carsharing und Ansprechpersonen bei der KEA-BW: https://www.kea-bw.de/nachhaltige-mobilitaet/wissensportal/uebersicht-carsharing
aktualisiert: 27.05.2024