Die Stadt erarbeitet mithilfe des ifeu-Instituts einen konkreten Plan
Die Klimaneutralität zu erreichen, ist ein extrem ambitioniertes Ziel – in Anbetracht der Tatsache, dass die Konstanzer gemäß deutschem Durchschnitt noch bei etwa 11 Tonnen CO2-Ausstoß pro Person und Jahr liegen dürften, wovon im Stadtgebiet etwa 45 Prozent verursacht werden. Wie genau der Weg zur Klimaneutralität aussehen könnte und welche Auswirkungen das auf die Stadt und ihre Bewohner hätte, ist Gegenstand der in Erarbeitung befindlichen Klimaschutzstrategie. Die Stadt arbeitet an dieser Stelle mit dem renommierten ifeu-Institut aus Heidelberg zusammen.
„Wir müssen den Bürgerinnen und Bürgern ganz genau zeigen, was auf sie zukommt. Was bedeutet es, wenn wir dieses Ziel gemeinsam erreichen wollen? Diesen Weg müssen wir in Meilensteilen und mit Jahreszahlen beschreiben, und dafür brauchen wir Expertinnen und Experten.“
Uli Burchardt, Oberbürgermeister der Stadt Konstanz
Effizienter vorankommen mit der „Taskforce Klimaschutz“
Um die notwendigen Maßnahmen möglichst schnell umsetzen zu können, wurde die „Taskforce Klimaschutz“ ins Leben gerufen. Hier arbeiten Stadtverwaltung, städtische Wohnungsbaugesellschaft, Stadtwerke und Entsorgungsbetriebe zusammen. Das laufe in der Welt der klassischen Ämter-Hierarchien zwar nicht immer spannungsfrei. Aber es gestalte die gemeinsame Arbeit am Klimaschutz insgesamt deutlich effizienter, berichtet Lorenz Heublein von der Stabsstelle Klimaschutz der Stadt Konstanz.
Fördergelder für die Schaffung von Personalstellen beantragen
Um den Klimaschutz tatsächlich mit höchster Priorität zu bearbeiten, werden vor allem Menschen gebraucht, die die empfohlenen Maßnahmen umsetzen – und ein entsprechendes Budget. Die Stadt wird voraussichtlich auch 2021 neue Personalstellen im Klimaschutz schaffen: unter anderem für den Schwerpunkt „klimaneutrale Kommunalverwaltung“ und das Sanierungsmanagement. Dafür kann sie auf Fördermittel vom Land (Förderprogramm Klimaschutz-Plus) und der KfW zurückgreifen. Die Stelle zum Klimaschutzmanagement im Bereich Stadtplanung und Umwelt wird zudem seit 2018 im Rahmen der Kommunalrichtlinie gefördert.
Sofort-Maßnahme: Gründung eines Klima-Bürgerrats mit Klima-Budget
Um auch die Bevölkerung an der Umsetzung zu beteiligen, wurde ein Klima-Bürgerrat ins Leben gerufen. Dieser erhielt im Jahr 2020 von der Stadt ein Klima-Budget in Höhe von 30.000 Euro. Die 20 Mitglieder wählten selbst aus, welche Projekte aus der Bürgerschaft sie damit unterstützen möchten. 2020 förderten sie neun Projekte, darunter ein durch die Tretkraft von Fahrrädern angetriebenes Open-Air-Kino.
Klimafreundliche Energieversorgung, Gebäudesanierung und Mobilitätswende strategisch vorantreiben
Zu den konkreten Projekten der Stadt zählen zum Beispiel:
die Erstellung eines Energienutzungsplans, der aufzeigt,wie viel Energie sämtliche Gebäude auf dem Stadtgebiet derzeit benötigen und wie sich Energiebedarf und -erzeugung für die Zukunft klimafreundlicher gestalten lassen. Dieses Werkzeug aus 2018 erfüllt bereits weitgehend die Vorgaben an die inzwischen in Baden-Württemberg verpflichtende kommunale Wärmeplanung.
die energetische Sanierung mehrerer Schulen und Kitas, teils auch im Contracting-Modell. Dass bei Letzterem ein externer Dienstleister einen Großteil der Investitions- und Planungskosten übernimmt, ermöglicht schnelleres Voranschreiten.
eine gemeinsame Solaroffensive mit den Stadtwerken, bei der Eigentümerinnen und Eigentümer auf die Vorteile einer Photovoltaikanlage hingewiesen werden und Beratung vom Erstinteresse bis hin zur Umsetzung angeboten bekommen.
die Mobilitätsstrategie „Autofreie Innenstadt“ mit vier Bausteinen: Parkraummanagement, Verkehrsmanagement, Optimierung des öffentlichen Verkehrs sowie Entwicklung nachhaltiger Verkehrsangebote (Carsharing, Mietsysteme)
Bezahlbarer Wohnraum als größter Interessenkonflikt
Damit bei einer Priorisierung des Klimaschutzes nicht andere wichtige Themen zurückbleiben, sei ein offener Diskurs wichtig, so Oberbürgermeister Burchardt. Den größten Interessenkonflikt sieht er bei der Bereitstellung von günstigem Wohnraum und Flächenverbrauch.
„Bauen hat an sich schon einen hohen CO2-Fußabdruck. Da werden wir interessante Diskussionen führen, wie wir anders und trotzdem kostengünstig bauen können.“
Oberbürgermeister Uli Burchard
Erste Ansätze bietet das Projekt „Zukunftsstadt: Smart wachsen – Qualität statt Quadratmeter“, mit dem die Stadt versucht, den Flächenverbrauch pro Kopf im Neubau zu minimieren.
Klimaschutz wirtschaftlich machen mit einem eigenen CO2-Preis
Klar ist: Um klimaschutzkonforme Investitionen zum Beispiel bei der Schaffung bezahlbaren Wohnraums attraktiver zu machen, ist eine CO2-Bepreisung unabdingbar. Mit 25 Euro pro Tonne ist der CO2-Preis der Bundesregierung jedoch noch weit von den vom Umweltbundesamt empfohlenen 195 Euro pro Tonne entfernt. Die Stadt Konstanz plant nun einen eigenen CO2-Preis für Wirtschaftlichkeitsberechnungen des Hochbauamts in Höhe von 115 Euro pro Tonne. Denn, so ist sich auch Lorenz Heublein sicher:
„Allein über Apelle an die intrinsische Motivation sind die Ziele nicht zu erreichen.“
Lorenz Heublein, Stabsstelle Klimaschutz
Weiterführende Links
Wir sind Stadtwandel - Konstanz fürs Klima
3. Klimaschutzbericht der Stadt Konstanz (Januar 2021)
Initiative „Wir leben 2000 Watt“
Konstanzer Geschichten des Gelingens
(Stand: März 2021)
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Kontakt
Lorenz Heublein
Stadt Konstanz
Stabsstelle Klimaschutz
Tel.: 07531 900-2544 -
Wir sind Stadtwandel – Konstanz fürs Klima
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Weitere gute Beispiele im Kommunalen Klimaschutz