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Rottweil - Gutes Beispiel für Nachhaltige Mobilität

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Rottweil

Klimabäume, Fahrradstraße, Parkschwerpunkte

Die älteste Stadt in Baden-Württemberg hat nicht nur eine engagierte Bürgerschaft, sondern auch zahlreiche Unterstützer in der Stadtverwaltung, wie beispielsweise den Radverkehrs- und den Mobilitätsbeauftragten. Zudem verfügt die Stadt über laufende Strategien, Mobilitätskonzepte und bereits umgesetzte Projekte. Viele neue Ansätze stehen in Zusammenhang mit dem Wettbewerb zur Landesgartenschau 2028 und der hohen Bürgerbeteiligung in Rottweil.

Rottweil ist daher ein gutes Beispiel für:

  • die Förderung von nachhaltiger Mobilität durch Digitalisierung,
  • die Aufstellung von mobilen Radladestationen,
  • haupt- und ehrenamtlich eingestellte Mobilitätsbeauftragte,
  • eine lokale Agenda mit engagierten Bürgerinnen und Bürgern,
  • ein fundiertes Mobilitätskonzept mit u. a. einer Fahrradstraße, Klimabäumen und Parkschwerpunkten sowie
  • einen Projektpartner in der Modellregion für nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum.


Digitalisierung im Vormarsch

Um nachhaltige Mobilität durch Digitalisierung zu fördern, arbeitete die Kommune ihre Strategie „Rottweil digital“ aus. Diese ist Teil der Landesinitiative „digitale Zukunftskommune@bw“. Dabei werden digitale Tools vorgestellt, die zu einer innovativen Stadtentwicklung führen sollen. Des Weiteren werden so Mobilitätskonzepte zukunftsorientierter ausgelegt und neue Entwicklungen berücksichtigt, die sich beispielsweise durch autonomes Fahren oder digitale Mobilitätsplattformen ergeben. Bei der Erstellung der Strategie unterstützte das Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation IAO. Zudem förderte das Landesministerium für Inneres und Digitalisierung den Prozess mit einer mittleren fünfstelligen Summe.


Kostenlose mobile Ladestationen für Elektro-Fahrräder

Um das Radfahren in Rottweil attraktiver zu gestalten, stellte die Kommune in der Hochbrücktorstraße ChargerCubes auf. Dort können acht Fahrräder gleichzeitig kostenlos aufladen. Der Strom dafür stammt aus den auf dem Dach liegenden Solar-Modulen. Falls dieser einmal nicht ausreicht, wird Strom aus dem Netz der Energieversorgung Rottweil (ENRW) eingespeist.

Die ChargerCubes werden zu 70 Prozent mit Mitteln des Bundes aus dem Programm „Klimaschutz durch Radverkehr“ gefördert und sind Teil eines interkommunalen Projekts. Der Standort der Ladestationen wurde an der Route des Neckarradwegs gewählt und mit einer Karte samt Hinweisen zu Rottweiler Sehenswürdigkeiten ausgestattet. Da es sich um eine mobile Einheit handelt, kann die Station gegebenenfalls versetzt werden. Dies ermöglicht einen flexiblen Einsatz und die Anpassung an künftige Entwicklungen des städtischen Mobilitätskonzeptes.

„Der Umstieg aufs Rad dient dem Klimaschutz und entlastet unsere historische Innenstadt vom Autoverkehr gleichermaßen“, wirbt Oberbürgermeister Ralf Broß für ein Umdenken. „Außerdem stärkt die Ladestation unsere touristische Infrastruktur, denn immer mehr Radler kommen auf dem Neckartalradweg mit dem E-Bike in unsere Stadt.“ (Quelle)

Bausteine des Rottweiler Mobilitätskonzepts. Quelle: Stadt Rottweil
OB Ralf Broß, Rudolf Mager vom Fachbereich Bauen und Stadtentwicklung und der städtische Radbeauftragte Wilfried Geißler (vorne von links) präsentieren die neue E-Bike-Ladestation in der Innenstadt. Die Radler Willi Fischbach und Edy Käser (hinten von links) haben den Charger Cube bereits mit ihren E-Bikes getestet. Quelle: Stadt Rottweil/Tobias Hermann
Ansicht auf die Rottweiler ChargerCubes. Quelle: Stadt Rottweil
Übersichtsplan zur ersten Rottweiler Fahrradstraße in der Körnerstraße. Quelle: Stadt Rottweil
Innenansicht auf die ChargerCubes in Rottweil. Quelle: Stadt Rottweil

Interaktive Karte schafft Übersicht

Um Transparenz und Überblick über die bisher aufgestellten E-Ladesäulen im Kreisgebiet zu bieten, erstellte das Landratsamt Rottweil eine interaktive Karte. In dieser finden Interessierte durch das Anklicken von Icons wichtige Informationen zur Ladesäule, wie etwa den genauen Standort, die Öffnungszeiten, die Art des Anschlusses sowie die Abrechnung. Die Karte wird in regelmäßigen Abständen aktualisiert.

 

Ehren- und hauptamtlich Beauftragte haben den Überblick

In der Stadt Rottweil kümmern sich unter anderem ein Radbeauftragter und ein Mobilitätsbeauftragter um den Verkehr. Der Radbeauftragte wurde 2020 vom Gemeinderat ehrenamtlich ernannt. Er dient als Schnittstelle zwischen Politik, Verwaltung, Bürgerschaft und Verbänden. Dadurch soll den Belangen des Radverkehrs bei Stadt- und Verkehrsplanung mehr Gewicht gegeben werden. Die Stelle des Mobilitätsbeauftragten wurde erst 2021 geschaffen. Er unterstützt dabei, die Herausforderungen der Zukunft anzugehen. Hierfür erstellt der Mobilitätsbeauftragte ein integriertes Verkehrskonzept und bezieht dabei alle Verkehrsformen ein.
 

Engagierte Bevölkerung und zahlreiche Projekte für nachhaltige Mobilität

Wie viele andere Kommunen hat auch Rottweil eine aktive Bürgerschaft. Um die Stadt nachhaltiger und zukunftsorientierter zu gestalten, wurde die Lokale Agenda 21 gegründet. Die Plattform für Bürgerinnen und Bürger aus der Region ist in verschiedene Gruppen und Aktivitäten aufgeteilt. Die drei Arbeitskreise Klimaschutz, Umwelt sowie neue Wohn- und Lebensformen arbeiten an konkreten Maßnahmen und Handlungskonzepten. Des Weiteren kümmern sich Projektgruppen beispielsweise um ein Reparatur-Café oder organisieren Veranstaltungen, wie die ErneuerBar, den Energietag oder das Rottweiler Umweltforum. Zudem soll der Arbeitskreis Radkultur zusammen mit dem ehrenamtlichen Radbeauftragten und dem Mobilitätsbeauftragten die Situation für Fahrradfahrende in der Stadt und ihrer Umgebung verbessern. Neben einem Radwegekonzept, das gerade erarbeitet wird, findet seit 2017 jährlich der Frühlings-RadCheck in Rottweil statt.
 

Einwohnerversammlung zum Austausch über das Mobilitätskonzept

Im Herbst 2021 lud die Stadt alle interessierten Bürgerinnen und Bürger ein, sich zu informieren und über das geplante Mobilitätskonzept auszutauschen. Die Veranstaltung war als Auftakt für einen Dialog über die Zukunft der Mobilität in Rottweil angedacht.
 

„Die Einwohnerversammlung war […] ein Einstieg für eine breite, gemeinsame Diskussion in der Bürgerschaft zu den Chancen und Notwendigkeiten für eine Mobilitätswende in Rottweil,“ so Oberbürgermeister Ralf Broß (Quelle).

 

Die gesammelten Fragen wurden im Anschluss detailliert beantwortet und in Themenschwerpunkte eingeteilt. Die Stadt lud Interessengruppen zum Austausch ein und führt seitdem  konstruktive Werkstattgespräche. Derzeit bereitet sie einen Bürgerworkshop zum Thema Mobilität im Frühjahr 2022 vor. Bis dahin soll auch das Rottweiler Mobilitätskonzept fortgeschrieben werden. Dessen wichtigste Bausteine sind:

  • Parkschwerpunkte und der Aufbau einer Ladeinfrastruktur an den Rändern der historischen Innenstadt (Parkplätze sind tagsüber bewirtschaftet und nachts kostenfrei);
  • ein Parkleitsystem;
  • Quartiersgaragen für Innenstadtbewohnerinnen und -bewohner;
  • erste Fahrradstraße (Körnerstraße), die die Südstadt mit der historischen Innenstadt verbinden wird;
  • Umgestaltung des Friedrichsplatzes – bisher Rendezvous-Platz für Stadtbusse, künftig attraktiver Stadtplatz für alle;
  • neuer zentraler ÖPNV-Umsteigepunkt (ZUP) und
  • Verkehrsentlastung in der gesamten Innenstadt.

Die Stadt Rottweil ist Modellkommune im Kompetenznetz Klima Mobil. Dieses berät, unterstützt und vernetzt Kommunen in Baden-Württemberg, die hochwirksame Maßnahmen zum Klimaschutz im Verkehr umsetzen wollen.


Klimabäume für Rottweil

Im Rahmen der ersten Fahrradstraße in Rottweil sollen entlang der Körnerstraße Klimabäume gepflanzt werden: Baumarten, die in Feldversuchen getestet wurden und die mit den sich ändernden stadtklimatischen Verhältnissen gut zurechtkommen. Die Bäume werden in einem speziell hergerichteten Baumstandort gepflanzt.

Dabei orientiert sich das Rottweiler Modell am „Stockholmer Modell“: Anfallendes Oberflächenwasser der Straße wird in das kornabgestufte, speicherfähige Baumsubstrat geleitet. Dieses Regenwassermanagement sorgt für weniger überflutete Straßenkanäle und einen geringeren Wasserbedarf zum Gießen der Bäume in Trockenperioden sowie für ein gesundes Stadtbild.


Modellregion für nachhaltige Mobilität im ländlichen Raum

Der Landkreis Rottweil ist neben dem Schwarzwald-Baar-Kreis und Tuttlingen Teil eines Kooperationsprojektes. Mobilitätsmaßnahmen sollen entwickelt und erprobt werden. So wird im Förderprojekt „Spurwechsel“ das Bürgerrufauto mit einem klassisch, stationsbasierten Carsharing-Konzept kombiniert:  Die Nachbargemeinden von Deißlingen, Niedereschach und Dauchingen besitzen alle ein Elektrofahrzeug und bietet ihrer Bürgerschaft kostenlose Fahrdienste an. Des weiteren können Bürgerinnen und Bürgern diese Fahrzeuge mieten.

(Stand: Februar 2022)

  • Arbeitskreise Lokale Agenda 21

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  • Gute Beispiele: Vorbilder für nachhaltige Mobilität in Kommunen

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